Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Trennungen und unsere Gesundheit

Geschrieben von: Dr. Martin Winkler
Erstfassung: 2018-04-15. Geändert: 2018-04-25.

Abstrakt:

Wie beeinflusst Liebeskummer und eine Trennung unsere psychische Gesundheit

Frage:

Wie beeinflusst eine Trennung unsere Gesundheit

Antwort:

Ungluecklich verliebt? Folgen für die Gesundheit

Wenn nicht erwiderte Liebe uns krank macht 

 

Gerade wenn es Frühling wird und anscheinde Jedermann glücklich und händchenhaltend durch die Parks schlendert oder im Eiscafe sitzt, wird Liebeskummer zur Qual. Letztlich sogar zum medizinischen Problem. 

Warum ist das eigentlich so, warum bricht uns Liebeskummer das Herz, was wir Ärzte ja sogar als "Broken heart" bezeichnen. Und welche Auswirkungen hat Liebeskummer auf die psychische Gesundheit 

 

Dopamin ist die Liebesdroge im Gehirn, Oxytocin das Kuschelhormon und Serotonin macht uns zufrieden.

Wenn wir verliebt sind, spielen nicht nur die Hormone verrückt. Aber auch. 

Für das Gefühl der ersten Verliebtheit bzw. dem Liebesglück und dem Flow bzw. Rausch der Verliebtheit scheinen besonders Dopamin, Serotonin und Oxytocin eine Rolle zu spielen. Sind wir verliebt, sind diese Botenstoffe bzw. Hormone = Signalstoffe erhöht, wir fühlen uns super bzw. haben das Bedürfnis mit dem Partner bzw. der Partnerin zusammen zu sein und vergessen alles um uns herum.

Liebe ist also letztlich eine Frage der Neurochemie. Aber natürlich nicht nur.

Dopamin wird immer dann vermehr ausgeschüttet, wenn es um eine Belohnung bzw. ein tolles Erlebnis geht, das wir immer und immer wieder erleben möchten. Die romantische Liebe ist natürlich so ein Erlebnis, das uns regelrecht süchtig machen kann. Das Gehirn möchte immer mehr und mehr vom Dopamin, um dieses tolle Gefühl wie im Rausch zu erleben.

Oxytocin wird auch als Kuschelhormon bezeichnet. Es scheint so zu sein, dass soziale Bindungen, also Beziehungen ganz maßgeblich von diesem Hormon geprägt sind. Wir Menschen unterscheiden uns u.a. also hormonell darin, wie Nähe und Bindung sich neurochemisch bzw. auf Ebene der Hormone abspielt. Oxytocin scheint nicht nur in der Bindung zum Säugling zwischen Mutter und Kind, sondern eben auch in der Liebe eine Rolle zu spielen. 

Last but not least: Serotonin. Serotonin spielt für die Stimmung bzw. ein Gefühl von Ausgewogenheit und Stimmigkeit die entscheidende Rolle. Ein Mangel an Serotonin wird mit ständiger Reizbarkeit (Dysphorie) bzw. Depressionen in Zusammenhang gebracht. 

 

Was passiert nun, wenn die Liebe zerbricht oder unglücklich ist ?

Bei einer Trennung ist unser Gehirn nicht nur allein gelassen, was Zuwendung und gemeinsames Erleben von tollen Momenten angeht. Es fehlt nicht nur der Sex. Nein, wir werden auf kalten Entzug von den Glücksbotenstoffen bzw. Hormonen gesetzt. Letztlich kommen zu dem psychischen Liebeskummer jetzt Entzugssymptome von Dopamin, Serotonin und Oxytocin. 
Beim Broken heart bzw. beim Liebeskummer spüren wir körperlich und eben von der Stimmung, den Mangel dieser chemischen Substanzen und das macht uns gereizt, antriebsarm, depressiv bzw. gereizt und wir ziehen uns zurück und isolieren uns noch weiter. Mehr dazu, wenn du diese Webseite liest.

Der Körper und unser Gehirn suchen sich jetzt Ersatzdrogen. Dopamin kann man vielleicht durch Fressattacken von Schokolade, wir Rauchen mehr, einem Kaufrausch oder anderen extremen Dingen vorrübergehend beruhigen, um die stärksten Entzugssymptome zu mildern. Diese Art von Selbstmedikation ist aber in aller Regel nur sehr sehr kurzfristig wirksam und führt zu neuen Problemen wie Gewichtszunahme.

Schlimmer ist wohl, was unser Gehirn auf Oxytocin-Entzug macht. Wenn uns dieses Beziehungshormon fehlt, versuchen einige Menschen ihren Ex-Partner / Partnerin über Stalking zurück zu bekommen. Ganz sicher keine gute Idee. Vielmehr empfehlen Ärzte und Therapeuten, sich auf einen Oxytocin-Entzug im Rahmen einer Trennung von mindestens 30 Tage einzustellen. Das bedeutet aber auch: 

Mindestens 30 Tage muss man "clean" bleiben und den Schmerz bzw. die körperlichen Symptome des Oxytocin-Mangels aushalten. Sonst geht das Spiel immer und immer von vorne los und man leidet umso länger. Also am besten 30 Tage Kontaktsperre bzw. möglichst Ablenkung durch Urlaub oder den Kontakt mit anderen Menschen suchen, damit die Oxytocin-Sucht nicht wieder losgeht.