Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Sexuelle Unlust : Kein Verlangen und Lust auf Sex

Geschrieben von: Martin Winkler
Erstfassung: 2005-01-15. Geändert: 2012-10-18.

Abstrakt:

Sexuelle Unlust der Frau oder des Mannes kann körperliche und psychische Ursachen haben.

Frage:

Was kann man bei sexueller Unlust machen? Liebes Expertenteam,
ich bin einfach nur noch am verzweifeln. Ich habe einen sehr lieben Freund mit dem ich seit über drei Jahren zusammen bin. ER ist sehr zärtlich und einfühlsam zu mir. Wir haben auch (außer ein paar Streitigkeiten, die zu jeder guten Beziehung gehören) keine weiteren Probleme. Jedoch das einizge Problem ist das ich überhaupt keine Lust habe auf Sex. Es war noch nie so das ich ein richtiges Verlangen nach Sex hatte. Hatte noch nie das Gefühl das ich meine Partner zu mir ziehen müsste und einfach verrückt wäre mit ihm jetzt Sex zu haben wie man es so im Fernseh sieht. Ich war schon bei sehr vielen Ärzten die mir aber nicht weiterhelfen konnten. Ich werde auch so gut wie nie feucht egal ob ich mich Selber befriedige oder mit meinem Freund schlafe. Ohne Gleitgel geht da gar nix. Ich nehme die Pille habe sie aber auch mal abgesetzt um zu sehen ob die Lust dann kommt aber da war auch nix. Mein Freund ist natürlich deprimiert aber er zwingt mich zu gar nix. Er hätte gerne jeden Tag Sex aber ist auch schon zu frieden wenn er es alles drei Tage bekommt aber das macht mich auch nciht glücklich. Ich bin am verzweifeln was mit mir los ist. Kann es sein das mein Körper irgendwas an Hormonen fehlt die die Sexlust auslöst?

Antwort:

Sexuelle Unlust / fehlendes Bedürfnis und Lust auf Sex

Das sexuelle Bedürfnis ist bei jedem Menschen sehr unterschiedlich und kann sowohl hinsichtlich des Alters, im Verlauf der weiblichen Periode oder unter dem Einfluss weiterer Einflüsse (z.B. Stress) stark schwanken oder reduziert sein. Daher gibt es auch keine Regel über die Häufigkeit von Sexualverkehr oder andere Praktiken im Bereich der Sexualität.

Es ist aber ein Märchen, dass nun jede Frau oder jeder Mann ein wildes Sexualleben haben müsste. Vielmehr handelt es sich dabei doch eher um Vorurteile, die selten der Realität entsprechen aber einen falschen Erwartungsdruck erzeugen. Gerade dieser Druck erzeugt aber eine Anspannung, die jegliche Spontanität und Spass am Sex verhindert und auch die normalen körperlichen Reaktionen der sexuellen Erregung verhindert.

Natürlich kann diese unterschiedliche Bedürftigkeit in einer Partnerschaft zu Problemen führen. Sexuelle Unlust oder Lust kann dabei vorrübergehend oder eben auch längerfristig bestehen. Es gilt da möglichst offen darüber zu sprechen und ggf. auch Möglichkeiten zur Lösung gemeinsam zu entwickeln. Ihr Partner könnte z.B. auch andere Praktiken als nun den Sexualverkehr praktizieren... Wichtig wäre auf jeden Fall, den Erwartungsdruck und damit den Teufelskreis von Unsicherheit, falscher Erwartung und Anspannung und damit verbundene Konflikte mit ihrem Partner zu durchbrechen.

Sicher kann eine Untersuchung durch eine Frauenärztin hilfreich sein. Ich würde jedoch nicht erwarten, dass eine hormonelle Ursache für ihre Lustlosigkeit gefunden wird. Sicherheitshalber sollten aber durch eine Blutuntersuchung auch andere mögliche Einflüsse (etwa eine Schilddrüsenstörung oder Blutarmut) geklärt werden.

Einige Patientinnen (speziell mit zusätzlichen prämentstruellen Beschwerden) können mit einer medikamentösen Therapie mit einem Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) eine Veränderung feststellen (allerdings gilt dies längst nicht für alle Frauen, da diese Medikamente auch die sexuelle Lust und Orgasmusfähigkeit mindern können). Sprechen sie bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung diese Thematik mit ihrer Frauenärztin an.