Patienteninformation im Internet : Internetwaschzettel für Patienten
Geschrieben von: Martin Winkler nach der Übersicht von G. Eysenbach, Toronto
Erstfassung: 19 Jun 2003.
Geändert:
13 Jan 2008.
Abstrakt:
Gesundheitsinformationen im Internet : Waschzetter für Qualitätskriterien von Gesundheitsseiten im Internet
Frage:
Woran erkannt man seriöse Patienteninformationen im Internet?
Antwort:
Gesundheitsinformationen im Internet
Einer der bekanntesten Experten in Sachen Patienteninformationen im Internet ist der international ansässige Professor Eysenbach (ursprünglich Heidelberg, jetzt Toronto). Er hat massgeblich an Qualitätsnormen für Gesundheitsinformationen im World Wide Web mitgewirkt (z.B. Medcircle, die auch für Web4health als Grundlage für die Gestaltung dienen.
In einer aktuellen Übersicht zu dieser Thematik definiert Eysenbach einen Internetwaschzettel für Patienten. Danach sollten Patienten kritisch an gesundheitsbezogene Informationen im Internet herangehen und sich u.a. folgende Fragen stellen:
- Wer ist der Autor und welche Qualifikation hat er ?
- An wen richtet sich die Website (Patient, Arzt oder potentielle Kunden)?
- Was ist die Motivation / Intention der Webseite (Verkaufen? PR? Aufklären?)
- Worauf basiert die Informationen des Autors (Quelle und "Evidenzlevel" der Informationen): Handelt es sich um eine einzelne Expertenmeinung ohne Quellenangabe (schlecht) oder können Beachtungsstudien (besser) oder sogar kontrollierte klinische Studien (am besten) zur Untermauerung der Aussagen zitiert werden.
- Achten sie auf das Datum der Webpage. Die Halbwertszeit von medizinischem Wissen wird immer kürzer und eine Publikation von vor 2 Jahren ist bei der Dynamik der Forschung oft schon veraltet, gerade in Bereichen wie Krebs oder AIDS.
- Werden Alternativen aufgezeigt = Auch wenn Sie wenig von den medizinischen Inhalten verstehen, können Sie in der Regel doch den Grad der Ausgewogenheit beurteilen. Prüfen Sie, ob die Webseite nur eine Seite der Medaille darstellt oder auch sorgfältig abwägend auf Risiken, Nebenwirkungen und Alternativen eingeht. Merke : In der Medizin ist nichts hundertprozentig sicher - in der Medizin geht man von Wahrscheinlichkeiten aus, macht Kosten-Nutzen-Abwägungen und passt Behandlungen individuell dem Patienten an. Werden keine Alternativen aufgezeigt, so ist die Information vermutlich nicht objektiv.
- Ist der Betreiber der Internetseite mit Name, Anschrift etc. erkennbar?
- Sind die Geschäftsbedingungen seriös oder liegen alle Risiken bei Ihnen?
- Ist der Autorenname auf jeder Seite angegeben?
- Wird bei jeder Seite die letzte Überarbeitung genannt und fand diese vor nicht länger als 18 Monaten statt?
- Wird offen dargelegt, wie sich das Informationsangebot finanziert? Gibt es Industriegelder?
Gibt es redaktionelle Beiträge, die deshalb im Netz sind, weil jemand den Betreiber dafür bezahlt?
- Erwecken die Erklärungen den Anschein, als würde einseitig ein bestimmtes (medikamentöses) Verfahren dargestellt oder auf spezielle Onlineshops hingewiesen?
- Wird ein "Diskussionforum" moderiert und dadurch die Qualität gesichert? Wenn ja, wird beschrieben, nach welchen Kriterien dies geschieht?
- Fehlt jeglicher Hinweis auf wissenschaftliche Evidenz, insbesondere Literaturhinweise auf sog. "randomisierte klinische Studien" ? Können sie die Aussagen überprüfen, d.h. sind wissenschaftliche Quellenangaben so gemacht, dass sie über eine Bibliothek die Orginalaufsätze bestellen könnten?
- Sofern sie produktbezogen recherchieren: Geben sie den Namen des Produkts in eine Suchmaschine ein, und schauen sie nach, was andere zu diesem Produkt sagen,
Reden Sie mit Ihrem Hausarzt
Entscheidungen, die Ihre Gesundheit betreffen, sollten niemals allein auf eine Internetrecherche basieren. Nutzen Sie ihr Hintergrundwissen und fragen Sie auf jeden Fall ihren Hausarzt nach seiner Meinung, auch wenn Sie denken, es sei schon nicht so schlimm.
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