Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Adipositas und Schlaf

Geschrieben von: Martin Winkler
Erstfassung: 07 Dez 2004. Geändert: 14 Mrz 2005.

Abstrakt:

Nach neueren Untersuchungen weisen Patienten mit einem Schlafmangel oder Schlafstörungen häufiger Übergewicht / Adipositas auf

Frage:

Besteht ein Zusammenhang zwischen Übergewicht / Adipositas und Schlaf oder Schlafstörungen ?

Antwort:

Ein in der Public Library of Science Medicine (PLos Medicine) von Schlafforschern der Universität Bristol und Kollegen aus Stanford und der Universität Wisconsin publizierte Studie untersuchte 1024 Freiwillige in einer Querschnittsunteruschung zu Schlafstörungen.

Die Teilnehmer wurden umfangreichen schlafmedizinischen Untersuchungen unterzogen, u.a. mit Befragungen zu ihrem Schlafverhalten und Schlaftagebüchern. Die Studie zeigte, dass Personen, die regelmässig für 5 Stunden Schlaf hatten 15 % mehr von Ghrelin hatten als Personen, die für mehr als 8 Stunden schliefen. Diese Gruppe hatte auch etwa 15 % weniger Leptin. Man nimmt an, dass Ghrelin Hungergefühle steigert während Leptin eher den Appetit dämpft. Zusammengefasst hatten Untersuchungsteilnehmer, die weniger als 8 Stunden schliefen ein deutlich erhöhtes Risiko für Übergewicht / Adipositas. Daher könnte die Schlafdauer ein wichtiger Faktor hinsichtlich der Regulierung von Körpergewicht und Stoffwechsel sein.

In den letzten 50 Jahren wurde durch verschiedene Faktoren wie Arbeit, Schule, Familie, Fernsehen oder Computer die durchschnittliche Schlafdauer pro Nacht um bis zu zwei Stunden reduziert. Die Studie belegt die Hypothese, dass ein Schlafmangel möglicher mit ursächlich an der Zunahme von Übergewicht und Adipositas in unserer Gesellschaft beteiligt sein könnte. Dies ist die erste derartige Studie, die ein signifikante Beziehung zwischen Schlafdauer und am Stoffwechsel beteiligten Hormonen zeigte. Die Ergebnisse könnten zumindest teilweise erklären, warum in Gesellschaften mit hoher Kalorienzufuhr und Mangel an ausreichendem Schlaf vermehrt Probleme mit Adipositas in extremen Ausmass aufweisen. Weiterführende Studien sollen den Zusammenhang zwischen Schlaf und Körpergewicht untersuchungen. Nach Ansicht der Forscher spielen aber guter Schlaf, ausgewogene gesunde Ernährungsgewohnheiten und ausreichende Bewegung eine wesentliche Rolle im Kampf mit Übergewicht.

Eine ähnliche Untersuchung wurde von der North American Association for the Study of Obesity auf ihrer Jahrestagung vorgestellt. Forscher der Columbia Universität zeigten dass es eine klare Beziehung zwischen einem Schlafmangel und Übergewicht gibt, selbst wenn weitere beteiligte Faktoren wie Depression, körperliche Aktivität, Alkoholkonsum, ethnische Zugehörigkeit, Bildungsstand, Alter und Geschlecht berücksichtigt wurden.

Noch nicht ausreichend berücksichtigt erscheint dabei aber der Zusammenhang, dass übergewichtige Menschen häufig begleitende Schlafstörungen (Insomnien, Schlaf-Apnoe-Syndrom) haben. Daher bleibt zunächst offen, ob wirklich eine ursächliche Wirkung eines Schlafmangels auf die Entstehung des Übergewichtes besteht.