Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Plötzlicher Rückzug und Wesensänderung

Geschrieben von: Martin Winkler
Erstfassung: 11 Mrz 2003. Geändert: 11 Jul 2004.

Abstrakt:

Welche Ursachen können ein plötzliche Wesensänderung mit Ruckzug und Isolation bei jungen Erwachsenen haben?

Frage:

Welche Ursachen können ein plötzliche Wesensänderung mit Ruckzug und Isolation bei jungen Erwachsenen haben? Nach dem Abitur ist unser Sohn Benny zum Studium in eine andere Stadt gefahren. Er hat jetzt nach 2 Semestern das Studium abgebrochen, ist kaum noch zu erreichen und verbringt die meiste Zeit nur in seinem Zimmer.Seine Freunde erreichen ihn auch nicht mehr. Letzte Woche waren wir bei ihm, der Raum ist total verdreckt, an den Wänden hängen merkwürdige Schriften und Zeitungsausschnitte. Der Junge wirkt total verstört und gibt an sich verfolgt zu fühlen. Nimmt er etwa Drogen?

Antwort:

Eine länger anhaltende Wesens- und Verhaltensänderung im jungen Erwachsenenalter kann natürlich vielfältige Ursachen haben. Allerdings deuten ein Abbruch einer Ausbildung und ein soziales Rückzugsverhalten doch auf eine schwerwiegende psychische Problematik hin. Hierfür kann es verschiedene Ursachen geben. U.a. können psychische Belastungen, Einsamkeit und Loslösung vom Elternhaus oder sonstige Probleme zu einer depressiven Entwicklung beitragen.

Nach den Schilderungen sollte man aber auch unbedingt an eine psychotische Störung denken. Erkrankungen aus dem sogenannten schizophrenen Formenkreis gehen häufig mit einer Vorphase (sogenannte Prodromalphase) einher, die mehrere Wochen oder Monate anhalten kann. Scheinbar unmerklich treten dabei Verhaltensänderungen auf. Hierzu können u.a. folgende Merkmale gehören:

Schliesslich leben die Betroffenen Personen in ihrer eigenen "Welt" für die nur noch ihre eigene Logik zählt. Sie sind unverrückbar von der Richtigkeit ihrer Gedankenen und Wahrnehmungen überzeugt, auch wenn diese für Aussenstehende (bzw. Familienangehörige und Freunde) schon längst nicht mehr nachvollziehbar sind. Dabei geht das Ausmaß und die Dauer dieser Veränderungen weit über soziale übliche "Verschrobenheit" oder Individualität hinaus.

Hier ist dringend fachliche Hilfestellung angezeigt. Leider nehmen die Betroffenen ihre Störung bzw. Erkrankung selber häufig nicht wahr und lehnen es ab, ärztliche Hilfe aufzusuchen.

Besteht aber eine akute Eigen- oder Fremdgefährdung (z.B. durch Brennenlassen von Öfen oder offenem Feuer in der Wohnung, aggressives Verhalten so sollte ein Arzt bzw. im Akutfall auch die Polizei alarmiert werden.