Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Rezidivierende depressive Störung / rezidivierende Major Depression

Geschrieben von: Dr. Martin Winkler
Erstfassung: 2007-08-16. Geändert: 2014-01-13.

Abstrakt:

Rezidivierende Major Depression : Informationen zu Symptomen, Diagnostik und Abgrenzung / Differentialdiagnostik von wiederkehrenden depressiven Episoden bzw. einer chronischen Depression

Frage:

Antwort:

Rezidivierende depressive Störung (chronische Depressionen)

Definition Major Depression

Von einer rezidiverenden Major Depression sprechen Psychiater, wenn mehr als eine depressive Episode aufgetreten ist und bisher keine manische, hypomanische oder gemischte Episode (einer bipolaren oder schizoaffektiven Störung) bestand. Man spricht dabei auch von einer unipolaren rezidiviernden depressiven Störung, weil es eben gerade nicht zu zweiphasigen Symptomwechseln zwischen deutlicher Depression und einer manischen Episode kommt.

Auch bei Sonderformen affektiver Störungen wie der saisonal abhängigen Depression (saisonale affektive Störung) oder kurzzeitige wiederkehrende depressive Phasen (wenige Stunden bis Tage z.B. bei einer Einfachen Aufmerksamkeitsstörung mit und ohne Hyperaktivität oder bei Persönlichkeitsstörungen) würde man nicht von einer rezidivierenden depressiven Störung ausgehen.

Treten wiederholte depressive Episoden bei der Major Depression auf, spricht man von einer chronischen Depression. Einige ältere Psychiatriebücher setzen dies leider dann auch mit dem Begriff einer "endogenen" Depression gleich, der eine eher angeborene oder zumindest lebenslang bestehende depressive Disposition (Veranlagung) beschreibt.

Abgrenzung zu anderen psychiatrischen Störungen

Gegenüber der Bipolaren Störung = manisch-depressiven Störung ist die rezidivierende depressive Störung durch den Verlauf abzugrenzen. Für die Diagnose Bipolare Störung sind das Auftreten von manischen Episoden zwingend zu fordern (Achtung : bei einer Major Depression ist eine "hypomane Nachschwankung" mit einer gewissen Phase des wieder erlangten Antriebs und der Begeisterung durchaus möglich, dies ist aber keine "Manie".

Dysthyme Störung : Eine dysthyme Störung ist eine über mindestens 2 Jahre mehr oder weniger kontinuierlich anhaltende depressive Niedergeschlagenheit bzw. Minderung des psychischen Wohlbefindens, die an den meisten Tagen des Monates eher chronisch, dafür aber weniger starkt einschränkend, besteht. Im Gegensatz zur Major Depression gibt es also keine längeren beschwerdefreie Intervalle. Eine Dysthymie oder Dysthyme Störung kann durchaus gemeinsam mit einer rezidivierenden depressiven Störung auftreten.

ADHS : Typisch für Stimmungsprobleme beim Hyperkinetischen Syndrom / HKS sind kurzzeitige Stimmungswechsel ("affektive Labilität"), die durch einen Wechsel zwischen Depression bzw. gereizter Niedergeschlagenheit und scheinbaren Phasen des Tatendrangs und Selbstüberschätzung gehen. Häufig wird dies als bipolare Störung oder rezidivierende depressive Störung fehldiagnostiziert. Im Gegensatz zur redizidiverenden depressiven Störung bestehen die Grundprobleme (verminderte Konzentration, erhebliche Selbstorganisationsprobleme, Störungen der Impulskontrolle) fort, d.h. es gibt keine vollständig beschwerdefreien Zeiten wie bei einer rezidiviernden Major Depression

Posttraumatische Belastungsstörung : Typischerweise leiden auch Patienten mit chronischen Traumatisierungen unter depressiver Niedergeschlagenheit. Episoden erscheinen manchmal aufzutreten, doch sind diese durch äußere Trigger = Auslöser gekennzeichnet. Im Gegensatz zum depressiven Syndrom treten Flash-Backs bzw. Intrusionen mit Gedanken, Bildern und Gefühlserinnerungen des traumatisierenden Geschehens auf.

Schizophrenie : Psychosen können mit depressiven Symptomen bzw. einer sog. Negativsymptomatik kombiniert auftreten. Auch hier ist der Verlauf und das Fehlen von charakteristischen Merkmalen einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis in aller Regel durch einen Arzt gut abgrenzbar.