Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Depressionen und Arbeitsunfähigkeit im Beruf

Geschrieben von: Dr Martin Winkler
Chefarzt der Psychosomatik der Median Klinik Wismar
Erstfassung: 2013-10-25. Geändert: 2017-11-26.

Abstrakt:

Depressionen und Arbeitsunfähigkeit : Wann sollte man sich wegen Depressionen krankschreiben lassen

Frage:

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Depressionen und Arbeitsfunfähigkeit?

Kann man sich wegen Depressionen durch Arbeitsplatzprobleme krank schreiben lassen ?

Wann sollte man sich wegen Depressionen krank schreiben lassen

Antwort:

Arbeitsunfähigkeit bei Depressionen 

 



Inzwischen sind Depressionen bzw. psychische Probleme wie Burnout, Erschöpfungssyndrome oder ähnliche Probleme eine der häufigsten Ursachen für längerfristige Arbeitsunfähigkeit.

Neben chronischen Rückenschmerzen bedroht also eine nicht ausreichend bzw. frühzeitig behandelte depressive Störungen eine der häufigsten Ursachen für eine Krankmeldung über mehrere Wochen oder Monate. Nicht selten ist dann aber auch dauerhaft die Leistungsfähigkeit im Beruf gefährdet.

In einer aktuellen Studie wurde in England nachgewiesen, dass 13 Millionen Arbeitstage durch Krankschreibungen bei Depressionen auftraten. Das entsprach allein fast einer Woche auf alle Arbeitnehmer bezogen !

Ähnlich dürfte es auch in Deutschland aussehen

Probleme einer Krankschreibung bei Depressionen durch Arbeitsplatzkonflikte

Wenn sich Probleme am Arbeitsplatz durch Überforderung oder Konflikte mit Vorgesetzten oder Kollegen am Arbeitsplatz ergeben, hat eine Krankschreibung nicht nur Vorteile. In aller Regel hilft nämlich die Herausnahme aus der Konfliktsituation nur sehr selten, dass sich etwas ändern kann.
Kurzfristig mag eine gewisse Entlastung auftreten, die depressive Symptomatik ändert sich nur sehr selten. Hier wäre dann eine störungsspezifische Therapie mit Psychotherapie bzw. Anleitung zur Konfliktklärung erforderlich, die aber so zeitnah selten möglich ist.


Zur kurfristigen Entlastung von wenigen Tagen kann eine Krankschreibung sicher ein probates Mittel sein. Allerdings sollte man sich keine Wunder dadurch erwarten. In aller Regel ändert sich eben gar nichts. Längerfristige Krankschreibung bei Depressionen durch Arbeitsplatzprobleme sollten dann frühzeitig Anlass sein, sich mit dem Arbeitgeber bzw Betriebsarzt über Möglichkeiten der Konfliktlösung zu treffen !

Sollte nicht zeitnah eine ambulante Psychotherapie bzw. teilstationäre Behandlung in einer psychiatrischen Tagesklinik möglich sein, wäre auch bei einer derartigen Problematik eine medizinische Rehabiliation in einer Psychosomatischen Fachklinik sinnvoll.
Hier stehen spezielle Therapieangebote für Depressionen am Arbeitsplatz bzw. entsprechende Berufsprobleme aufgrund von Stress, Burnout oder Überforderung mit Erschöpfungsproblemen zur Verfügung.

Krankschreibung bei Mobbing und Konflikten mit Vorgesetzen oder Arbeitskollegen

Grundsätzlich kann man nicht verlangen, dass Sie in ein konfliktbelastetes Arbeitsverhältnis zurück kehren. Andererseits wird sich ja auch nichts ändern, wenn nicht eine Lösung des Konfliktes erfolgen kann. Dann bleibt in aller Regel nur, nach einer innerbetrieblichen Umsetzung zu suchen oder aber die Kündigung. 

Je länger die Krankschreibung schon läuft, desto geringer ist aber auch die Chance auf eine gütliche Einigung. Zudem tritt früher oder später gerade im Zusammenhang mit Erschöpfung und Depressionen eine gewisse "Entwöhnung" von der Arbeit auf. Den meisten Betroffenen geht es also keinesfalls besser, wenn Sie krank geschrieben werden. Vielmehr zieht man sich immer weiter und weiter zurück, meidet den Kontakt zu früheren Arbeitskolleginnen und -kollegen und wird auch immer seltener oder gar nicht Hobbies oder Sportaktivitäten nutzen. 



Der MDK = Medizinische Dienst der Krankenkasse möchte mich wieder arbeitsfähig schreiben

 

Je länger die Krankschreibung läuft, desto wahrscheinlicher wird sich die Krankenkasse bei Ihnen melden. In aller Regel wird dann der Medizinische Dienst der Krankenkasse eingeschaltet. Und im Extremfall wird dort festgesetzt, dass die Krankschreibung vom Hausarzt oder Psychiater nicht weiter anerkannt wird. 

Nun kann weder die Krankenkasse noch ein Arzt sie zwingen, dass sie den Arbeitsplatz kündigen. Andererseits ist es bei beruflich bedingten Konfliktlagen ja durchaus so, dass man bei einem anderen Arbeitgeber bzw. bei Austausch der am Konflikt beteiligten Personen durchaus wieder zur Arbeit könnte. 

Eine Krankschreibung wegen Depressionen oder Burnout wird dann möglicherweise in Frage gestellt. Spätestens in dieser Phase erscheint es mir sinnvoll, dass man sich beruflich zumindest mal umhören sollte, ob es nicht eine bessere Alternative zum jetzigen Job gibt. 



Reha vor Rente : Wenn über die Krankenkasse eine medizinische Rehabilitationsmaßnahme eingeleitet wird