Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Agoraphobie und Müdigkeit

Geschrieben von: Martin Winkler
Erstfassung: 27 Aug 2003. Geändert: 09 Jan 2004.

Frage:

Gehört Müdigkeit zu den Symptomen der Agoraphobie ?

Antwort:

Gehört extreme Müdigkeit zu den Symptomen einer Agoraphobie ? Nein, aber…

Die Hauptsymptome einer Agoraphobie sind letztlich auf die typischen primären Symptome der Angststörung begrenzt.

Allerdings ist ja das die Agoraphobie kennzeichnende Vermeidungsverhalten (phobisches) Verhalten häufig durch eine chronische Entwicklung gekennzeichnet. Je länger und umfassender eine solche Chronifizierung stattgefunden hat, desto stärker ist auch eine subjektive Müdigkeit bzw. Einschränkung der subjektiven Leistungsfähigkeit zu verzeichnen. Nicht selten ist auch eine nachfolgend entstandene depressive Entwicklung (sekundäre Depression) zu verzeichnen. Selbstverständlich müssen auch mögliche medikamentöse Wechselwirkungen (z.B. Antidepressiva, Benzodiazepine oder Schlafmittel) berücksichtigt werden. Häufiger können auch Schlafstörungen (z.b. ein Schlaf-Apnoe-Syndrom) zu einer extremen Tagesmüdigkeit (mit Einschlafneigung) führen und auch mit Angsterkrankungen einhergehen.

Viele Patienten fühlen sich durch eine Angsterkrankung geschwächt bzw. am morgen bereits nicht in der Lage, eine Aktivität zu beginnen. Hier muss man in der Psychotherapie sorgfältig nach kurz- und langfristigen Auswirkungen bzw. möglichen Ursachen schauen. Häufig handelt es sich gar nicht direkt um einen Unwillen oder Hemmung eine Aktivität (z.b. ein Arztbesuch, Spaziergang im Park) etc zu beginnen. Vielmehr erscheint die Aufgabe zunächst unbewältigbar oder aber man hat sich viel zu grosse Ziele auf einmal gesetzt. Im Prinzip der „kleinen Schritte“ lässt sich häufig eine realistischere Planung von Aktivitäten und ein Training bzw. Rückgewinnung von Aktivitätsmöglichkeiten erzielen. Auch hier geben viele Patienten zunächst eine grosse Erschöpfbarkeit an. Man sollte sich aber eben auch klar machen, dass die Bewältigung der Angst eine anstrengende – aber lohnende – Herausforderung ist.