Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Hyperaktivitaet / ADHS / HKS Ritalin bei Kleinkindern in Vorschule oder Kindergarten

Geschrieben von: Dr. Martin Winkler
Erstfassung: 24 Okt 2006. Geändert: 24 Okt 2006.

Abstrakt:

Bei Kindern zwischen 3 und 5 Jahren (Vorschule/ Kindergarten) mit HKS / ADHS kann im Einzelfall auch eine Behandlung mit Ritalin (Methylphenidat) sinnvoll und sicher sein. Allerdings mit deutlich niedrigeren Dosierungen als bei Schulkindern.

Frage:

Wie sicher sind Medikamente (Metyhlphendiat) bei Kleinkindern in der Vorschule / Kindergarten mit Hyperkinetischem Syndrom (HKS / ADHS)?

Antwort:

Bisher wird der Einsatz von Stimulanzien (Ritalin und andere Metyhlphenidatpräparaten) bei Kleinkindern zwischen 3 und 5 Jahren sehr kritisch gesehend. Es fehlten einfach verlässliche Untersuchungen, die den Nutzen und Risiken im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans (multimodale Therapie) bei Kindern mit ADHS / HKS im Kindergartenalter bzw. Vorschule untersuchten.

Eine erste Langzeituntersuchung (PATS = The Preschool ADHD Treatment Study) untersuchte nun in einem sehr sorgfältigen Studiendesign über 70 Wochen an 7 Kliniken diese Fragestellung.

Dabei zeigte sich, dass Vorschüler durchaus von der medikamentösen Behandlung profitierten, jedoch eine besondere Empfindlichkeit für die Pharmakotherapie besteht, so daß etwas niedrigere Dosierungen zum Erreichen eines guten Behandlungserfolges ausreichten. Verglichen mit älteren Kindern sollte man aber bedenken, dass sich auch die möglichen Nebenwirkungen etwas stärker zeigen könnten.

Für die Untersuchung wurden 303 Vorschüler im Alter von 3 bis 5 Jahren eingeschlossen. Alle Kinder und ihre Eltern nahmen zuvor an einer 10-wöchigen Verhaltenstherapie und Trainingskursen teil. Nur Kinder mit einer ausgeprägten ADHS-Problematik, die nach der Verhaltenstherapie keine guten Erfolge hatten und deren Eltern natürlich in die Medikation einwilligten, wurden dann in die eigentliche Studie aufgenommen.

Im ersten Teil der Medikationsstudie erhielten die Kinder eine sehr niedrige Dosis von 3,75 mg am Tag, die dreimal täglich gegeben wurden und dann bis auf eine Tagesgesamtmenge von bis zu 22,5 mg gesteigert wurden. Dies muss man mit der durchschnittlichen Tagesdosierung bei Schulkindern in Beziehung setzen, die 15 bis 50 mg Metyhlphenidat am Tag erhalten.

Die Studie verglich dann die Effektivität von Methylphenidat mit einem Placebo. Sie konnten einen signifikanten Unterschied nachweisen, der ebenfalls dosisabhängig war. Dabei ergaben sich (wie zu erwarten ist) erhebliche individuelle Unterschiede in der notwendigen Dosierung. Im Durchschnitt wurden nur 14 mg am Tag als beste Dosierung gefunden. Dies galt zumindest für die jungen Patienten, die dann in den folgenden Jahren die für Schulkinder übliche Dosierung benötigten.

In den Studien wurde die Gesundheit und mögliche Nebenwirkungen sehr gründlich untersucht. So zeigte sich zunächst eine scheinbare Verminderung des Wachstums der Kinder (etwa einen halben inch weniger als bei einer Vergleichsgruppe unbehandelter Kinder). Bisher gehen Experten jedoch auch davon aus, dass es sich dabei um einen Entwicklungsrückstand von ADHS-Kindern handeln könnte.

89 Prozent der Kinder vertugen die Medikation gut. Allerdings musste bei 11% die Behandlung beendet werden, da Nebenwirkungen wie Appetitminderung und Gewichtsabnahme um mehr als 10 Prozen auftraten. Seltener waren Schlafstörunge, Stimmungsprobleme oder innere Unruhe oder Hautpulen als Grund für die Beendigung der Behandlung.