Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

ADHS und Spielsucht : Zusamenhang von Glücksspiel und Belohnungssystem

Geschrieben von: Dr. Martin Winkler

Oberarzt Psychosomatk Saale-Klinik 1 Bad Kösen
ADHS-Schwerpunkt für Jugendliche und Erwachsene
Am Rechenberg 18, 06628 Bad Kösen
Tel. 034463-41-0

Erstfassung: 2014-01-04. Geändert: 2014-01-04.

Abstrakt:

ADHS und Spielsucht sind haeufig gemeinsam bei Jugendlichen und Erwachsenen ein Problem. Informationen zum Zusammenhang Gluecksspielsucht und ADHS

Frage:

Wo findet man Hilfe zum Thema ADHS und Glücksspiel

Antwort:

ADHS und Spielsucht

Spielautomat in einer Spielhalle Für viele Familien mit ADHS-Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen stellt sich neben der Problematik eines Cannabismissbrauchs früher oder später sehr häufig das Problem mit Spielsucht. Neben der Onlinespielsuch (World of warcraft und ähnliche Rollenspiele), Online-Poker steht dabei die Automatenspielsucht sehr weit oben in der Häufigkeit von schwerwiegenden nicht stoffgebendenen Suchtproblemen bei ADHSlern.


Letztlich ist das Phänomen bzw. Problem zwar bekannt, störungsspeziifische Hilfe ist aber noch sehr selten zu erhalten.

Neurobiologisch gesehen scheint einerseits die Störung im Dopamin-Haushalt bei ADHS die Anfälligkeit für Glücksspiel mit einer sehr kurzfristigen und ständig wiederholten "Belohnung" mit Ausschüttung von Dopamin eine Rolle zu spielen. Dabei zeigen Untersuchungen aber auch, dass sich die Einschätzung von Riskosituationen bei ADHSlern grundlegend von denen ohne ADHS unterscheiden. ADHslern sind danach gerade unter emotionaler Vollaktivierung (d.h. "Mitten im Spiel") überhaupt nicht mehr in der Lage, eine "objektive" Abschätzung des Risikos vorzunehmen. Sie setzen dann buchstäblich auch dann "alles auf eine Karte", wenn die Gewinnwahrscheinlichkeit sinkt bzw. gleich Null ist. Dazu wurden interessante Studien gemacht, die in einem "gambling task" genau dieses Phänomen untersuchten. Selbst wenn man als Studienleiter immer weiter die Gewinnchance bzw. den zu erwartenden Gewinn verringerte, waren ADHSler mit zunehmender Spieldauer immer häufiger bereit, ihren Einsatz zu setzen - und damit alles zu verlieren.

Neben der rein biologischen Seite mit Besonderheiten im Belohnungssystem bzw im Urteilsvermögen werden aber sicher auch soziale Isolierung bzw. Ausgrenzung eine Rolle spielen. Dann geht es gar nicht mehr um Belohnung oder Gewinn. Die Spielhalle bzw. Onlinecasinos haben dann die Funktion einer Ersatzwelt, die gerade von den Gefühlen bzw. Einsamkeit ablenken und betäuben sollen.

Je stärker die finanziellen und sozialen Folgen der Spielsucht, desto mehr geraten die Betroffenen in einen Teufelskreis der Sucht. Es fällt ihnen dann sehr schwer, sich ihrern Angehörigen zu offenbaren.

Wir haben eine Reihe von Anlaufstellen bzw. weiteren Informationen zum Thema ADHS und Spielsucht gesammelt. (Foto : Hiero  / pixelio.de)