Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

ADHS - Hilfe für die Eltern im Umgang mit ADHS

Geschrieben von: Martin Winkler
Erstfassung: 25 Jun 2003. Geändert: 01 Jan 2004.

Abstrakt:

Wie fühlen sich Eltern von ADHS-Kindern ?

Frage:

Wie können Eltern mit ADHS bei den Kindern umgehen?
Wo erhalten Eltern Hilfe? Wie fühlen sich Eltern von ADHS-Kindern?

Antwort:

ADHS-Kinder haben ihren ganz besonderen Charakter und eine offene und ganz natürliche Art. Dies macht sie nicht nur bei ihren Eltern, sondern gerade auch bei vielen Therapeuten sehr beliebt bzw. ist ein Grund, weshalb man sich besonders für sie engagieren möchte.

Die Suche nach kompententen Ansprechpartnern zur Diagnose und Behandlung von ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist für die meisten Eltern (oder selbst betroffenen Erwachsenen) immer noch mit vielen Barrieren verbunden. Dies bezieht sich vor allem auf unzureichende Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten (Verhaltenstherapie) für ADHS-Kinder.

Viele Eltern haben eine mehrmonatige (häufig sogar Jahre dauernde) Irrfahrt mit verschiedenen Fördertherapien und alternativen Heilbehandlungsversuchen hinter sich. Kaum eine Mutter oder Vater, die nicht vor einer qualifizierten multimodalen Therapie homöopathische Therapieverfahren, Haltetherapien, Frühförderungen oder sensorische Integrationstherapien bzw. Wahrnehmungstrainings oder andere Verfahren ausprobiert haben. Häufig fühlen sie sich dabei zunächst gut verstanden und individuell in ihren Bedürfnissen angesprochen. Leider sind aber die langfristigen Effekte auf die eigentliche ADHS-Symptomatik nicht nachweisbar, so dass sie sich früher oder später enttäuscht von diesen Verfahren verabschieden. Nicht selten haben sie aber ganz erhebliche Kosten dabei ausgegeben.

Obwohl ADHS als klinisch relevante Diagnose bei (mindestens) 5 % aller Kinder vorkommt und damit in jeder Schulklasse Kinder mit ADHS-Symptomen vorkommen werden, ist für viele Menschen die Diagnose noch mit erheblichen Vorurteilen behaftet. Dies liegt sicher auch daran, dass ADHS viel zu häufig mit störendem und impulsiven Verhalten gleichgesetzt wird, obwohl dies eigentlich viel eher zu einer sog. Störung des Sozialverhaltens gehört. Leider ist es auch so, dass in einigen Schulen bzw. einzelne Lehrer noch kein ausreichendes Verständnis für die ADHS-Symptomatik besteht.

Dabei wird häufig ein Schulproblem bzw. ein drohender Klassen- oder gar Schulverweis äußerer Anlass für eine Diagnostik sein. Aber gerade eine solche durch äußeren Druck veranlasste Notfallmassnahme ist ausgesprochen ungünstig für eine qualifzierte Diagnostik und einen langfristig angelegten Therapieplan. Viele Eltern kritisieren zudem, dass sie mehrere Wochen oder gar Monate auf einen Arzttermin warten müssen.

Für ein sorgfältige Abklärung und Differentialdiagnostik benötigt der Arzt bzw. Psychologe aber umfassende Informationen und auch eine Verlaufsbeurteilung. Es macht ja gerade wenig Sinn, ein Kind in einer akuten Problemsituation (z.B. Konflikte mit einzelnen Lehrkräften) hinsichtlich einer längerfristigen und übergreifenden neurobiologischen Problematik diagnostizieren zu können. Zudem ist es ausgesprochen wichtig, die Fähigkeiten und Interessen des Kindes im Sinne persönlicher Ressourcen zu ermitteln und bei der Therapieplanung zu berücksichtigen.

Wenn dann ein individueller Therapieplan erstellt werden soll, sollten Eltern UND Kind in einer angemessenen Form über die Grundsymptomatik und Vor- und Nachteile der einzelnen Therapiemöglichkeiten informiert sein.