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Abstrakt:
ADHS und Genetik Wie stark wird ADHS an die Kinder vererbt
Frage:
Wie hoch ist der Einfluss von genetischen Faktoren bei ADHS ? Wie stark kann ADHS vererbt werden ?
Antwort:
In der Öffentlichkeit wird ADHS / ADS bzw. das Hyperkinetische Syndrom gerne auf schlechte oder fehlende Erziehung der Eltern oder aber Medieneinfluss oder andere gesellschaftliche Faktoren zurückgeführt. Dabei existieren sehr überzeugende und klar wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse über die Vererbbarkeit und damit die genetischen Einflüsse auf die Entstehung von ADHS.
Das ermittelt man einerseits durch zahlreiche genetische Studien, aber eben auch Zwillingsuntersuchungen. Teilweise wurden dabei eineiige Zwillinge untersucht und dabei natürlich auch der Einfluss der Umgebungsfaktoren wie Erziehung und soziale Faktoren berücksichtigt.
Fakt ist : Mit einem genetischen Anteil von 70-80 Prozent spielt der Einfluss der vererbten Gene einen sehr grossen Einfluss und gehört damit bei allen psychiatrischen (und somatischen) Erkrankungen zu den Erkrankungen mit dem stärksten genetischen Anteil überhaupt.
In Patientengesprächen werden wir gerne gefragt, ob nun ein erhöhtes Risiko für die Vererbung von ADHS auf seine Kinder besteht.
Übliche Angaben über die Chancen der genetischen Vererbarkeit (in Anlehnung an eine Folie von Russell Barkley)
- Wenn der eigene Vater (leibliche Vater) ADHS hat : 30-50 %
- Wenn die Mutter ADHS hat 15-20 %
- Wenn ein Bruder oder Schwester ADHS hat ca 25-35 %
- bei Zwillingen (Zwillingsforschung mit ein- und zweieigen Zwillingen !) 75 - 92 %
Die Chance ADHS zu haben liegt bei den Nachkommen von Erwachsenen mit ADHS dann zwischen 25- und 54 Prozent !
Nein. Einmal davon abgesehen, ob dies überhaupt ethisch vertretbar wäre bzw. überhaupt wünschenswert ist. Einen genetischen Test oder eine Vorhersage, ob nun die eigenen Kinder ADHS vererbt bekommen, gibt es nicht. Ich halte es auch für sehr unwahrscheinlich, da es sich um eine sog. polygene Vererbung bei ADHS handelt. Das bedeutet, dass eine Vielzahl von Risikogenen (über 40 ) in unterschiedlichem Ausmaß betroffen sind. Man kann also nicht ein einzelnes Gen oder Chromosom untersuchen und daraus ableiten oder ausschliessen, ob nun ein genetischen Einfluss gegeben ist.
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