Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

ADHS und ungesättigte Fettsäuren

Geschrieben von: Martin Winkler
Erstfassung: 2003-02-04. Geändert: 2011-09-10.

Abstrakt:

Omegafettsäuren bei ADHS : Helfen Omega-3-Fettsäuren bei ADHS / hyperaktiven Kindern ?

Frage:

Helfen mehrfach ungesättigte Fettsäuren bei ADHS?

Antwort:

Omega-Fettsäuren bei ADHS / Hyperaktivität

Immer wieder stellen sich Eltern von hyperaktiven Kindern die Frage, ob man mit Ernährung oder einer Nahrungsergänzung in Form von Omega-3-Fettsäuren eine Therapie mit Medikamenten bei ADHS möglicherweise abwenden könnte.

Tatsächlich wird immer wieder davon berichtet, dass möglicherweise eine Untergruppe von Kindern mit ADHS und Lese-Rechtschreibschwäche (Dyslexie bzw. Legasthenie) bzw. Koordinationsstörungen (Apraxie) von einer zusätzlichen Therapie mit Nahrungsmittelergänzungsstoffen profitieren könnten. Diese Kindern sollen sich angeblich durch eine Neigung zu Allergien bzw. Überempfindlichkeiten erkennen lassen und hätten u.a. raue Haut, trockene Haare oder besondere Empfindlichkeiten.

In den vergangen Jahren wurden zahlreiche sehr gegensätzliche Meinungen zur Bedeutung von Nahrungsmittelergänzungen bei ADHS geführt. Leider stehen dabei die verfügbaren - scheinbar wissenschaftlich abgesicherten - Informationen meist in einem sehr direktem Zusammenhang mit Verkaufsinteressen der Hersteller bzw. einiger Buchautoren, die damit Profit machen wollen. Die Qualität der Untersuchungen genügte auch zumeist nicht üblichen medizinischen Standards.

Zum Sinn oder Unsinn der Gabe von Omega-3-Fettsäuren wurde jetzt eine Metaanalyse von 10 Studien mit fast 700 Kindern durchgeführt. Fazit : Es ergab sich ein kleiner, aber immerhin statistischer Nutzen in der Symptomausprägung gegenüber Kindern die Placebo (also kein Wirkstoff) erhalten hatte. In den Studien wurden besonders gute Ergebnisse gesehen, wenn die Präparate besonders hohe Dosen von Eicosapentoanocid hatten. Die Studienleiter wiesen aber darauf hin, dass diese Effekte in keiner Weise nun zeigen, dass an auf herkömmliche ADHS-Medikamente verzichten kann oder sollte. Vielmehr könnten entsprechende Omega-3-Fettsäuren eine Ergänzung der Behandlung sein. Im Vergleich zur Gabe von Psychostimulantien, Atomoxetin (Strattera) und selbst den vergleichsweise schlecht wirkenden alpha-2-Agonisten (Clonidin) war der Effekt von Fettsäuren eher sehr „moderat“, zudem ist nur bei einer längeren und kontinuierlichen Einnahme bei einem Teil der Kinder ein Effekt nachweisbar. Wenn also die Kinder die Omega-3-Fettsäuren ohne Magen-Darm-Probleme tolerieren, kann es einen Versuch Wert sein.