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Abstrakt:
ADHS und Sucht können häufig als komorbide Störungen bei Jugendlichen und Erwachsenen beobachtet werden. Die Selbstmedikation mit Zigaretten, Cannabis, Kokain, Alkohol oder auch Essstörungen (Bulimie, Binge-Eating-Disorder, Adipositas) können daher im Zusammhang mit ADHS stehen.
Frage:
Gibt es einen Zusammenhang zwischen ADHS (Hyperaktivität) und Drogenabhängigkeit?
Welche Drogen setzen ADHS-Jugendliche zur Selbstmedikation ein?
Antwort:
Immer wieder folgt dann der mehr oder weniger unkontrollierte Konsum von Cannabis. Cannabis scheint zwar das Gehirn zu "beruhigen" und gegen Gedankenrasen oder Grübeln, starke Anspannung und Unruhe zu "helfen". Neben den bekannten Suchtproblemen fördert jedoch Cannabis gerade die Motivationshemmung bzw. Adynamie, die sich bei vielen Jugendlichen mit ADHS findet (dies wird u.a. durch eine Minderung der Hirnaktivität in bestimmten Hirnarealen, die für Antrieb, Planung und Motivation notwendig sind bedingt).
Auch Alkoholmissbrauch und sinnloses Betrinken findet sich bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS deutlich früher und stärker ausgeprägt als bei Gleichaltrigen ohne ADHS.
Nicht selten finden sich dann bei der Drogenanamnese von Polytoxikomanen Patienten (d.h. Süchtige, die verschiedene Drogen missbraucht haben) eine ensprechende ADHS-Veranlagung. Häufiger berichten Kokainabhängige von einer scheinbaren Besserung ihrer Leistungsfähigkeit und Konzentration, wenn eine ADHS-Veranlagung vorliegt. Auch hier führt dann aber der Kontrollverlust durch die Abhängigkeit von der Substanz zur bekannten Abwärtsspirale der Drogensucht.
Bei Mädchen scheint besonders der Nikotinmissbrauch und der frühere Missbrauch von Tabletten bzw. Ecstacy eine Rolle zu spielen. Daneben beobachten wir Selbstverletzungen und andere Formen der Selbschädigung als dysfunktionalen (d.h. kurzfristig zwar scheinbar wirksamen, langfristig natürlich schädlichen Versuch der Selbsttherapie). Möglicherweise stehen auch Esssüchte (Bulimie, Binge-Eating Störung oder restriktive Verhaltensprobleme einer atypischen Anorexie) in diesem Zusammenhang. Mehrere Patientinnen berichten, dass sie über Essanfälle bzw. Kotzen eine Art "Ventil" gegen starke innere Anspannung oder Bewegungsdrang zu haben. ADHS und Bulimie / Bulimia nervosa
Bisher wird der mögliche Zusammenhang von ADHS und Sucht zwar von der ADHS-Forschung berücksichtigt, selten jedoch in Therapiekonzepte der Suchttherapie einbezogen. (Hier wäre ich dankbar, wenn sich Suchtkliniken melden würden, die ADHS-Patienten gezielt behandeln). In unserem Rehabilitationskonzept können wir nur Erwachsene aufnehmen, bei denen die akute Abhängigkeitsproblematik nach einer Entgiftung entaktualisiert ist. Ob für den jeweiligen Patienten dann eine Entwöhnungstherapie bzw. "gleich" eine ADHS-Rehabilitationsmassnahme sinnvoll ist, kann man häufig nur im Einzelfall entscheiden.
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