Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

ADHS und ständiges Reden

Geschrieben von: Martin Winkler
Erstfassung: 09 Mrz 2003. Geändert: 14 Feb 2004.

Abstrakt:

Was kann man gegen ständiges Quasseln im Unterricht machen? Mein ADHS-Kind fällt durch ständiges Reden in der Klasse auf

Frage:

Was kann man gegen ständiges Quasseln im Unterricht machen?

Mein ADHS-Kind fällt durch ständiges Reden in der Klasse auf.Es ist nicht zu bremsen und beleidigt die Lehrerin?

Antwort:

Tatsächlich haben einige hyperaktive Kinder einen regelrechten „Sprechdurchfall“. Sie fallen durch ständiges Reden und leider auch nicht selten durch den Gebrauch von Schimpfwörtern, Dazwischenreden und Motzen auf und scheinen bewusst provozieren zu wollen.

Diese Äußerungen sollte man jedoch nicht als persönliche Angriffe verstehen, sondern vielmehr als allgemeine Unmutsäußerungen. Gerade wenn sich ein Kind durch vorherige Ermahnungen oder plötzliches Aufrufen in eine besondere Erregung gesteigert hat, kann es dabei auch zu sehr heftig beleidigenden Auseinandersetzungen kommen.

Wenn man mit dem Lehrer spricht sollte man versuchen, die Besonderheiten des ADHS-Syndroms kurz darzustellen. Als beste Massnahmen hat es sich bewährt, dass ADHS-Kinder möglichst ruhig und gelassen mit direkten Aufforderungen reagieren. Das heisst deutlich und wiederholt sagen, was man von dem Kind will. Dabei sollte Blickkontakt bestehen, evtl. auch ein kurzes zusätzliches Signal wie z.B. eine Berührung an der Schulter. Auf Beleidigungen oder Quatsch sollte man möglichst gelassen und beiläufig reagieren, oder es sogar ignorieren. Das heisst ja nicht, dass man es unkommentiert lassen oder aktzeptieren sollte. Nur sollte ein entsprechendes klärendes Gespräch dann zeitversetzt erfolgen, wenn sich das Kind beruhigt hat.

Hierzu kann es auch sinnvoll sein, eine „Aus-Zeit“ zum Abreagieren zu vereinbaren. Dies muss man mit dem Kind bzw. auch der Schule vorbesprechen. Dabei soll das Kind jeweils dann die Klasse verlassen, wenn das Erregungsniveau zu hoch ist. Hat es sich beruhigt kommt es sofort wieder rein und es wird zunächst nicht auf diese Unterbrechung eingegangen.

Ständige Ermahnungen oder Aufforderungen für eine Besserung bringen bei diesen Kindern nichts. Sie führen nur in eine endlose Auseinandersetzung. Treten solche Probleme gehäuft auf, ist es wichtig einerseits die medikamentöse Behandlung noch mal zu überprüfen. Andererseits sollte man Versuchen mit der betreffenden Lehrkraft Kontakt aufzunehmen.

Sollten entsprechende Probleme jeweils nur zu bestimmten Zeiten (z.B. immer ab 11 Uhr ) kann auch eine nachlassende Medikamentenwirkung der Grund sein. Bei der Verwendung von kurzwirkenden Stimulantien (z.B. Ritalin®) ist dies ein recht häufiger Grund für entsprechende Verhaltensprobleme.