Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Medikamente bei Alkoholentzug Distraneurin = Clomethiazol

Erstfassung: 2015-01-31. Geändert: 2015-01-31.

Abstrakt:

Medikation mit Distraneurin bei Alkoholentzug mit einem Alkoholentzugssyndrombogen AESB

Frage:

Wie erfolgt die medikamentöse Behandlung mit Distraneurin beim Alkoholentzug / Delir ?
Wie wird Distra nach dem Alkoholentzugssyndrombogen AESB dosiert ?

Antwort:

Medikamentöse Behandlung bei Alkoholentzug und bei Alkoholdelir

Schwer verlaufende Entzugsverläufe bei der Alkoholabhängigkeit erfordern in 30-50 Prozent eine medikamentöse Behandlung.

Dies ist einer der wesentlichen Gründe, warum der Alkoholentzug in einer Klinik im Sinne eines sog. qualifizierten Entzugs durchgeführt werden sollte.

Bekanntestes Mittel ist sicher Distraneurin (R) mit dem Wirkstoff Clomethiazol. "Distra" hat sich als Mittel der 1. Wahl erwiesen, nur bei Unverträglichkeit wird man auf Benzodiazepine oder seltener auch Carbamazepin oder auch nur ein tricyclisches Antidepressivum wie Doxepin ausweichen.

Distraneurin wird üblicherweise jeweils alle 2h in Abhängigkeit von den beobachteten Enzugssymptomen gegeben. Voraussetzung ist, dass der Alkoholspiegel im Blut unter 1 Promille gesunken ist

. Im Rahmen des Entzugs wird anhand eines speziellen Überwachungsbogens (z.B. AESB = Alkoholentzugssymptombogen) jeweils nach einem Score = Punktewert alle 2 h geprüft, welche Entzugssymptome noch vorliegen.

Alkoholentzugssymptombogen AESB

Beurteilt werden also

Nach dem AESB wird durch die Pflegkraft bzw. den Arzt jeweils ein Score ermittelt. Üblich wäre dann die Gabe von Distraneurin in etwa wie folgt :

Die Untersuchung wird in den ersten 4 Tagen alle 2 Stunden wiedeholt. Später wird das Untersuchungsintervall auf alle 3 h bzw. längere Intervalle erweitert.

Die Tageshöchstdosis von Clomethiazol = Distraneurin sind 24 Kapseln Eine ambulante Entzugsbehandlung ist definitiv lebensgefährlich und sollte auf keinen Fall selber durchgeführt werden. Zur Behandlung von zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Wahnwahrnehmungen / Halluzinationen kann ggf. die Gabe von Neurleptika (Haloperidol 5-10 mg) notwendig sein. Zusätlich wird der Arzt ggf. eine Prophylaxe gegen Krampfanfälle (z.B. mit Carbamazepin in Form von Timonil oder Tegretal) durchführen.

Bei chronischer (schwer verlaufender) Alkoholabhängigkeit wird zusätzlich Thiamin (Vitamin B1) 3 mal 100 mg zur Vorbeugung einer sog. Wernicke-Encephalopathie bzw. Korsakow-Syndrom gegeben.

Warum sind Medikamente beim Alkoholentzug erforderlich ?

Die Sterblichkeit (Mortalität) bei einem Alkoholentzug bzw. dann Alkoholdelir liegt bei 20-25 Prozent. Dabei ist u.a. das Risiko für Krampfanfälle (Epilepsie) zu berücksichtigen.