Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Wie helfe ich Drogenabhängigen

Geschrieben von: Martin Winkler
Erstfassung: 01 Apr 2003. Geändert: 03 Jan 2004.

Abstrakt:

Wie kann ich eine Drogenabhängige zur Therapie motivieren?

Frage:

Wie kann ich eine Drogenabhängige zur Therapie motivieren? Meine Freundin (16) nimmt seit einiger Zeit Drogen. Zunächst nur Hasch, jetzt aber auch Heroin. Kürzlich war sie deshalb sogar im Knast. Sie verspricht schon lange, eine Therapie zu machen, letztlich belügt sie sich und uns aber nur. Sie schafft es leider aber nicht allein. Mir selber geht es jetzt aber auch schon schlecht. Ich kann mich kaum noch konzentrieren in der Schule und habe ständig Angst, dass meiner Freundin etwas zustöst. Man kann sie keine Minute allein lassen, weil sie sonst sofort wieder Drogen besorgen würde. Was kann ich bloss tun?

Antwort:

Viele Freunde oder auch Angehörige versuchen mit der grössten Anstrengung Drogenabhängige auf den "richtigen Weg" eines drogenfreien Lebens zu bringen. Sie engagieren sich auf vielfältige Weise und sind dann häufig enttäuscht, dass ihre Bemühungen so wenig Anerkennung und dauerhaften Erfolg zeigen. Nicht selten gehen sie dabei über ihre eigentlichen Kräfte, selbstgesteckte Vorsätze oder sogar finanzielle oder rechtliche Grenzen. Leider merkt man häufig nicht, dass man dabei eine Art "Co-Abhängigkeit" entwickelt, d.h. sich mehr oder weniger indirekt auch in den Problemsumpf der Abhängigkeit begibt.

Damit ist aber letztlich weder dem Drogenabhängigen noch einem selbst geholfen. Es wäre also wichtig, sich hier deutlich eigene Grenzen der Kompetenz und auch Belastbarkeit einzugestehen und den Drogenabhängigen an existierende professionelle Hilfsangebote zu verweisen !

Letztlich ist dann auch das Argument, dass diese Stellen (z.B. Drogenberatungsstellen, psychiatrische Kliniken oder Tageskliniken, Sozialarbeiter, Ärzte oder Psychologen) keine wirkliche Hilfe oder Verständnis aufbringen nur ein Vorwand, das bisherige Leben mit der Droge beizubehalten. Hierfür kann es eine Reihe mehr oder weniger "guter Gründe" geben. Häufig genug Angst vor einem Entzug, einer längerfristigen Therapie oder andere Gründe.

Letztlich kann aber nur der Drogenabhängige selber eine aktive Entscheidung FÜR eine Therapie bzw. Veränderung in seinem Leben machen. Aussenstehende werden auch mit der grössten Kraftanstrengung hier allenfalls kurzfristige Erfolge erzielen.

Machen Sie ihrer Freundin deutlich, dass sie sie als Mensch wertschätzen und ihnen viel an der Freundschaft liegt. Gerade das heisst aber auch, dass sie für sich selber eine Grenze des Machbaren erkennen und sie nicht weiter unterstützen können.

Vielmehr sollten sie selber sich schonen und sich ggf. professionelle Hilfe bei einer Beratungsstelle für Angehörige oder aber auch einem Arzt oder Psychologen suchen.