The ICD-10 Classification of Mental and Behavioural Disorders World Health Organization, Geneva, 1992
Frage:
Was ist die klinische Definition von Zwangsstörung in Europa (laut ICD-10)?Antwort:
Sie sind fast immer quälend, der Patient versucht häufig erfolglos, Widerstand zu leisten. Die Gedanken werden als zur eigenen Person gehörig erlebt, selbst wenn sie als unwillkürlich und häufig abstoßend empfunden werden. Zwangshandlungen oder -rituale sind Stereotypien, die ständig wiederholt werden. Sie werden weder als angenehm empfunden, noch dienen sie dazu, an sich nützliche Aufgaben zu erfüllen. Der Patient erlebt sie oft als Vorbeugung gegen ein objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das ihm Schaden bringen oder bei dem er selbst Unheil anrichten könnte. Im allgemeinen wird dieses Verhalten als sinnlos und ineffektiv erlebt, es wird immer wieder versucht, dagegen anzugehen. Angst ist meist ständig vorhanden. Werden Zwangshandlungen unterdrückt, verstärkt sich die Angst deutlich.
Es gibt einen engen Zusammenhang von Zwangssymptomen, vorallem Zwangsgedanken, und Depression. Personen mit einer Zwangsstörung haben oft depressive Symptome, während Patienten mit einer rezidivierenden (wiederkehrenden) depressiven Störung während ihrer depressiven Episoden Zwangsgedanken entwickeln können. In beiden Fällen sind Zu- und Abnahme des Schweregrads der depressiven Symptome begleitet von parallelen Veränderungen im Schweregrad der Zwangssymptome.
Zwangsstörungen kommen bei Männern genauso häufig wie bei Frauen vor, oft zeichnet sich die Persönlichkeit durch bedeutende anankastische Eigenschaften aus. Der Beginn einer Zwangsstörung ist meist im Kindes- oder fruehen Erwachsenenalter. Der Verlauf ist unterschiedlich, es ist wahrscheinlicher, dass eine Zwangsstörung chronisch wird, wenn keine signifikanten depressiven Symptome vorhanden sind.
Fuer eine eindeutige Diagnose muessen mindestens zwei Wochen lang an den meisten Tagen Zwangssymptome oder Zwangshandlungen oder beides nachweisbar sein und persönliches Leid in der Person verursachen. Der Zwang schränkt die Lebensqualität ein und beeinträchtigt andere Aktivitäten. Zwangssymptome sollten folgende Eigenschaften haben:
(a) Die Zwangsgedanken werden als die eigenen Gedanken erkannt.
(b) Es muss mindestens ein Gedanke oder eine Handlung vorhanden sein, dem nicht widerstanden werden kann.
(c) Der Gedanke an die Ausfuehrung der Zwangshandlung darf nicht angenehm sein (die Befreiung von der Anspannung oder der Angst wird nicht im Sinne vonangenehm betrachtet).
(d) Die Gedanken, Ideen, Vorstellungen oder Impulse muessen als unangenehm erlebt werden sowie wiederholt und länger andauernd auftreten.
Beinhaltet: