Frage:
Welche Psychostimulantien gibt es bei ADHS?Antwort:
Zur medikamentösen Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätssyndroms (ADHS oder HKS) sind in Deutschland mehrere Präparate mit dem Wirkstoff Methylphenidat erhältlich. Die Zulassung beschränkt sich dabei jeweils auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit ADHS und sollte immer im Rahmen eines Gesamtbehandlungskonzeptes und nach sorgfältiger Abwägung der zu erwartenden Vorteile und etwaiger Nachteile erfolgen.Grob gesagt, kann man heute die kurz-wirkenden Psychostimulantien und retardierte bzw. lang wirkende Methylphenidatpräparate unterscheiden.
Kurz wirkende Methylphenidat-Präparate
Neben dem bekannten Markenpräparat Ritalin gibt es preisgünstigere, aber wirkstoffgleiche Generika mit dem Handelsnahmen Medikinet, Equasym oder Methylphenidat-Hexal.
Abgesehehen von einer anderen Trägersubstanz bei Medikinet unterscheiden sich diese Präparate nicht hinsichtlich des Wirkstoffes. Sie sind aber in unterschiedlichen Dosierungen (5, 10 oder 20 mg) und Packungsgrössen (20,50 oder 100) erhältlich.
Die Wirkdauer dieses Präparates liegt bei ca 3,5 h.
Länger wirkende Methylphenidat-Präparate
Über mehrere Jahre war in Deutschland kein Methylphenidatpräparat mit einer längeren Wirkdauer (d.h. länger als 3,5 h) offiziell zugelassen. Über die Internationale Apotheke haben mehrere Eltern das Retard-Präparat Ritalin SR (= slow release) importiert (Die Kosten für diese Medikation werden aber nach einer neuen gesetzlichen Regelung nicht mehr von den Krankenkassen übernommen).
Neuere Präparate versuchen eine Kombination eines schnell und kurzwirkenden Methylphenidats (wie bei Ritalin) und einer verzögerten Wirkstoffabgabe zu erzielen. Die Art und Wirkdauer ist dabei unterschiedlich.
Grob zu unterscheiden sind dabei :
a) Handelsprodukte, die einer 2 mal täglichen Methylphenidat-Gabe entsprechen = Medikinet retard oder Ritalin LA
Seit Mitte Januar 2005 gibt es in Deutschland mit dem Präparat Medikinet retard eine Neuentwicklung, die eine Kombination von schnell (und kurz) wirkendem Methylphenidat mit einer retardierten Form von Methylphenidat bietet. In der Kapsel sind jeweils 50% des schnell und 50% des kurzwirkenden Präparates. Die Retardierung, d.h. verzögerte Freisetzung des Wirkstoffes wird durch eine spezielle Beschichtung der Pellets in der Kapsel erzielt. So wird eine Wirstoffwirkung über ca 8 Stunden erzielt, was einer 2 mal täglichen MPH-Gabe entspricht.
Medikinet retard ist derzeit in einer Dosierung von 10 oder 20 mg erhältlich und wird von den Krankenkassen für Kinder übernommen. Die Umstellung der Medikation ist in aller Regel problemlos möglich. Hat ein Kind eine 2 mal (morgens und mittags) tägliche Methylphenidat-Gabe von 5 mg gehabt, entspricht dies der Gabe von 10 mg Medikinet retard. Entsprechend umzurechnen wären dann 20 mg Medikinet retard die Äquivalenzdosis von zweimal 10 mg Methylphenidat (z.B. Ritalin)
Ein Ähnliches Grundprinzip liegt dem Produkt Ritalin LA zugrunde. Allerdings wird hier eine andere pharmakologische Lösung gewählt, es sind aber auch je 50 % schnell und 50 % verzögert wirkendes MPH erhältlich. Ritalin LA ist derzeit nur über einen Import erhältlich. Daher wird häufig die Medikation nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Neu in Deutschland eingeführt ist Equasym retard. Dieses Präparat entspricht dem amerikanischen Präparate Metadate XR. Es besteht aus einer Mischung eines schnell wirkendem Methylphenidat-Anteils (30%) mit einem verzögert wirkendem Methylphenidat-Langzeitanteil (70%). Im Gegensatz zu Medikinet retard soll die Wirkung nicht von einer vorherigen Mahlzeit abhängig sein.
b) Präparat, das einer 3 mal täglichen MPH-Gabe entspricht = Concerta
Concerta = Methylphenidat-OROS ist eine besondere Kapselentwicklung, die über ein osmotisches Wirkprinzip Methylphenidat über eine Dauer von 10-12 h freisetzt. Dies entspricht einer 3 mal täglichen Gabe von kurz wirkendem Methylphenidat. Weiterführende Informationen über dieses Präparat finden sie hier Concerta bei ADHS
Vorurteile zu Ritalin und Stimulantien