Frage:
Was passiert bei der Selbstbehandlung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen mit frei verfügbaren Medikamenten?
Antwort:
Gerade bei psychischen Beeinträchtigungen scheuen sich viele Menschen noch einen Arzt oder Psychologen aufzusuchen. Die Veränderungen des Gesundheitssystems mit Praxisgebühren führen zudem dazu, dass immer mehr Menschen mit gesundheitlichen Problemen in Eigeninitiative eine "Diagnostik", Eigenbehandlung mit frei erhältlichen Medikamenten (oder per Internet bestellten Präparaten) und Verlaufsbeobachtung auch völlig unabhängig von einem Arzt vornehmen.Die Selbstbehandlung mit Medikamenten bei Depressionen oder anderen psychischen Problemen gewinnt somit zunehmend an Bedeutung.
Eigenverantwortung und Selbstmanagement sowie das Engagement in der Selbsthilfe können selbstverständlich ganz wichtige Möglichkeiten der Therapie sein. Der Informationsaustausch z.B. im Internet in Foren kann dabei sehr hilfreich sein. Doch bei der Verwendung von letztlich unkontrolliert erhältlichen Medikamenten (oder sog. Nahrungsergänzungsmitteln) ist Vorsicht angesagt. Dabei wird eben nicht mit dem Wissen um die Zusammenhänge und Symptome typischer psychiatrischer Syndrome vorgegangen sondern vielmehr ein oder mehrere "Hauptbeschwerden" symptomatisch angegangen. Dies kann dazu führen, dass völlig ungeeignete Substanzen missbräuchlich eingesetzt werden. Bekannt ist z.B. der missbräuchliche Einsatz von Schmerzmitteln oder Mitteln gegen Allergien (Antihistaminika). Dies passiert etwa, wenn ein depressiver Patient Kopfschmerzen oder Bauchbeschwerden als Ausdruck einer somatischen Mitbeteiligung fälschlich mit Schmerzmitteln behandelt. Oder aber Müdigkeit und Erschöpfung mit ungeeigneten Medikamenten symptomatisch anbehandelt wird. Aber auch durchaus von Ärzten eingesetzte Medikamente wie Johanniskraut können bei falscher Anwendung bzw. Dosierung zu Problemen führen.
Das Hauptproblem der Selbstbehandlung ist also, dass eine sinnvolle und wirksame Therapie lange Zeit unterbleibt. Die möglichen Nebenwirkungen der Eigenbehandlung werden lange unterschätzt. Dies gilt ganz besonders für angeblich so wirksame Lebensmittel / Nahrungseränzungen oder als "Wundermittel" angepriesene Substanzen, die eine grosse Popularität durch enorme Werbemassnahmen der Vertreiber entwickeln. Eine echte Kontrolle und Produktsicherheit besteht hier aber nicht.
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