Frage:
Was muss man über die Blutzucker-Selbstkontrolle bei Diabetes mellitus wissen ?
Antwort:
häufig gestellte Fragen und Antworten aus der Diabetesberatung
Einleitung
Die Blutzucker-Selbstkontrolle ist fester Bestandteil jeder Patientenschulung der Diabetesberatung. Dabei wird nicht nur der Sinn der Blutzuckerkontrollen vermittelt, sondern auch eine Erklärung der verfügbaren Geräte bzw. die Gerätebedienung der Blutzuckermessgeräte und der Einsatz der Blutzucker-Teststreifen praktisch geübt.
Darau leiten sich je nach individueller Situation, d.h. Alter, Diabetes-Typ und der Wahl der gesetzten Ziele der Blutzuckereinstellung patienten- und siutationsbezogen entsprechende Konsequenzen für die Diabetesführung ab.
Im Prinzip soll mit der Messung sowohl eine Hypoglykämie = Unterzuckerung sicher verhindert, besonders aber die Gefahren von zu hohen Blutzuckerwerten (Hyperglykämie) mit den diabetischen Folgeschäden bis hin zum diabetischen Koma bzw. der Blutzuckerentgleisung verhindert werden.
Eine Blutzuckermessung vornehmen können damit nicht nur Ärzte oder Krankenschwestern sondern schon relativ selbständig, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Diabetes mellitus.
Die Selbstkontrolle der Zuckereinstellung über die Messungen ist natürlich nur ein Baustein innerhalb der Diabetesbehandlung.
Das Leben mit Diabetes bzw. das sog. Diabetes Selbstmanagement ist gerade am Anfang nicht leicht. Daher werden ja spezielle Schulungsprogramme für die Eltern von Diabetes-Kindern (beispielsweise in unserer Kinder-Rehaklinik in Bad Kösen) bzw. für selber betroffene Diabetiker angeboten. Tagtäglich muss dabei aus den Ergebnissen der Blutzuckerbestimmungen Rückschlüsse bzw. richtige Bewertungen der Werte und dann Anpassungen für lebenswichtige Alltagsbereiche gezogen werden. Beispielsweise :
Alle gängigen Diabetes-Schulungsprogramme für mit Insulinen behandelten Diabetiker haben daher die Blutzuckereigenmessung bzw. die tägliche Protokollierung der BZ-Werte als einen ganz zentralen Bestanteil aufgenommen.
Trotz der enormen praktischen Bedeutung der Blutzuckerselbstkontrolle ist die wissenschaftliche Studienlage und leider auch die Empfehlungen von einzelnen Fachgruppen noch schwach. So wird bisweilen der Sinn einer Blutzuckerselbstkontrolle nur bei einer Insulintherapie gesehen, andere Diabetesberater empfehlen aber ganz bewusst die Blutzuckerselbstkontrolle auch bei Menschen mit Diabetes ohne Insulintherapie.
Sicherlich sind hierbei auch die Kosten für die Selbstkontrolle der Blutzuckerwerte zu sehen. Dies bezieht sich auf die Anschaffung des Gerätes, stärker aber noch auf die Kostenübernahme für die Blutzucker-Teststreifen zur Blutzuckerselbstkontrolle durch die Gesetzlichen Krankenkassen. Häufig müssen hier noch Patienten ohne Insulintherapie Eigenleistungen aufbringen.
Die heutige Blutzucker-Messgeräte ermöglichen eine Bestimmungen des
Blutzucker aus dem Kapillarblut, die mit der Genauigkeit von Laborgeräten vergleichbar ist. Damit kann die Selbstmessung tatsächlich einen wiederholten Gang zum Arzt oder in die Apotheke reduzieren.
Es gibt dabei wiederum Normen, die als sog. DIN EN ISO-Norm 15197 geregelt sind.
Wichtig ist, dass man die Geräte regelmässig überprüfen lassen sollte. Dazu empfehlen die Hersteller von Blutzuckermessgeräten Kontrollen mit Kontrolllösungen, die jeweils unterschiedliche Konzentrationen von Glukose haben. Leider werden die Kontrollen aber nicht von den Krankenkassen übernommen.
Wenn man ein fehlerhaft messendes Gerät hat bzw. es zu starke Abweichungen gegenüber den bei einem Arzt oder beispielsweise in der Apotheke gemessenen Glukosekonzentrationen gibt, so sollte ein fehlerhaft messendes Gerät natürlich umgehend ausgetauscht werden.
Dies wiederum lässt dann die Frage aufkommen, wer die praktische Anwendung der verfügbaren Teststreifen bzw. Messgeräten letztlich fachlich überwacht bzw. auch schaut, ob die Geräte und Messstreifen überhaupt noch von der Grösse der Schrift bzw. Messstreifen von den Patientinnen und Patienten mit Diabetes benutzerfreundlich bedient bzw. aufgrund der diabetischen Retinopathie erkannt werden können.
Hier ist die Lobbyarbeit von Selbsthilfeverbände im Diabetes-Bereich ganz wichtig, da diese aus der eigenen Betroffenheit seit Jahrzehnten Erfahrungen und Probleme der Selbstmessung berücksichtigen.
Dies sollte dann von Diabetologen bzw. Diabetesberatern berücksichtigt werden, damit einerseits ein optimales Diabetes-Selbstmanagement möglich wird und andererseits eine wirtschaftliche Verwendung von Blutzucker-Teststreifen möglich ist.
Grundprinzip der Selbstmessungen ist die Bestimmung der Blutzucker-Konzentration im sog. Kapillarblut, d.h. aus der Fingerspitze (sog. Fingerbeere) oder dem Ohrläppchen. Die dort gemessene Blutzuckerkonzentration = Glukose ist um ca 10-11 Prozent niedriger als im venösen Plasma, was bei der Messung aber berücksichtigt wird.
Für die Bestimmung werden sehr kleine Blutmenge im Bereich von 0,3 bis vielleicht 1,5 ul Blut benötigt, die dann vom Teststreifen aufgesaugt werden.
Mit Hilfe eines elektrochemischen Verfahrens wird dann über Enzyme (GOD bzw GHD) der Blutzucker ermittelt. Die Geräte sind geeicht bzw. unterlegen Bestimmungen für Medizinprodukte
Lesen Sie im nächsten Teil mehr darüber, wie Blutzucker-Selbstkontrolle dann praktisch durchgeführt werden sollte und welche häufigen Fehlerquellen die Messergebnisse es gibt. Weiter