Depressive Männer: Wenn Mann depressiv wird

Gechrieben von: Dr Martin Winkler

Erstversion: 2011-12-04. Letzte Änderung: 2013-09-25.

Frage:

 Wie zeigt sich Depressionen / Burnout bei Männern?

Antwort:

Depressive Maenner: Depressionen gibt es auch beim Mann

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Depressive Männer leiden häufig heimlich. Oder aber die Auswirkungen sind weit stärker für ihre Partnerin bzw. Familie zu spüren, während Mann sich mehr oder weniger in eigenen Selbstberuhigungen oder Selbstmitleid zurückzieht. Erst wenn dann mal wieder in der Öffentlichkeit durch einen Suizidversuch oder aber allgegenwärtige Meldungen über "Burnout" das Thema pychische Probleme und Depressionen zum Quotenbringer wird, ist die Erschüttung kurzzeitig medial spürbar. Doch leider bedeutet das noch keineswegs, dass sich dann ein Mann mit einer depressiven Symptomatik auch therapeutische Hilfe holt.

Volkskrankheit Depressionen
Inzwischen sind depressive Störungen bzw. psychische Probleme zur häufigsten Ursache von längeren Krankschreibungen geworden. Und dieses Problem trifft mindestens so viele Männer wie Frauen. Während Frau aber eher bereit ist, sich diesem Problem zu stellen, werden bei Männern leider viel zu spät wirklich wirksame Hilfen zur Diagostik und Behandlung eingeleitet. Man schätzt, dass minestens jeder Dritte Europäer im Laufe seines Lebens an einer relevanten psychischen Problematik erkrankt. Depressionen sind die häufigste Form. Aber allenfalls ein Drittel dieser Betroffenen sucht bzw. erhält wirksame Hilfe

Körperliche Symptome häufig Anzeichen von Depressionen bei Männern

Männern weinen nicht. Na ja, das ist ein Vorurteil. Aber tatsächlich ist häufig zu beobachten, dass depressive Männer eben weit schlechter einen Zugang zu ihren Gefühlen und Verletzungen haben und dann statt Tränen eher ein Gefühl der Gefühllosigkeit und inneren Leere sowie körperliche Beschwerden auftreten. Erschöpfung, aber auch Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Magen-Darmbeschwerden können schon ein Signal für eine Depression sein. Relativ typisch ist dann, dass Erholung nicht mehr gelingt. Im Gegenteil: Häufig ist dann bei depressiven Männern zu beobachten, dass es zu einer Verschlechterung von Stimmung und Erschöpfung kommt.

Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, aber von Überlastung

Depressionen haben nichts mit Schwäche, wohl aber mit einer Veranlagung zu tun. Dabei spielen einerseits angeborene Besonderheiten bei den Botenstoffen im Gehirn (besonders Noradrenalin und Serotonin), aber auch im Belohnungs- und Alarmsystem eine Rolle. Hier sind die Weichenstellungen also meist schon sehr früh in der Kindheit gesetzt. Während aber Betroffene der familiär gehäuften "wiederkehrenden" = rezidivierenden depressiven Störung häufig schon von weiteren Familienmitgliedern mit der Problematik Depression vertraut sind, ist gerade das Erstauftreten einer depressiven Symptomatik bei Männern schwierig einzuordnen.

Heute gehen Wissenschaftler davon aus, dass besonders Stress bzw. Schlaf eine grosse Rolle bei der Entwicklung von Depressionen bzw. Burnout haben. Diese Veranlagung ist einerseits angeboren, kann aber bereits durch Irritationen oder Belastungen im Mutterleib und in den ersten Lebensmonaten eine grosse Rolle spielen. Das Gehirn wird quasi geprägt bzw. erwirbt besondere Empfindsamkeiten im Umgang mit emotionalem "Lärm".

Später entscheidet sich dann in der Kindheit, wie mit dieser Veranlagung umgegangen wird. Erlebt das Kind Sicherheit und Geborgenheit bzw. Eltern, Erzieher und Lehrer, die mit dieser Besonderheit in der Regulation von Gefühlen umgehen kann, so wird aus dieser Sensibilität eben eher ein empfindsamer und feinfühliger Mensch. Aber leider läuft es nicht immer so ideal und die Kinder erfahren in einer unsicheren Umwelt oder falschen Anforderungen und Aggressionen eben eine Kindheit, die dann zu einer Daueralarmierung im Stresssystem führt.
Finden die Kinder bzw. Jugendlichen dann keine Möglichkeiten zum guten Umgang mit Gefühlen und Belastungen wird vom Gehirn eine Art "Notfallprogramm" gestartet, das eher zur Verdrängung dieser Probleme führt. Wie eine Branddecke werden dann Probleme zunächst ignoiert bzw. unter den Teppich gekehrt. Das bedeutet aber auch, dass Mann dann keinen Umgang mit derartigen Problemen gelernt hat und sich der "Müll" eben anhäuft.

Im Erwachsenenalter kann dann eine Überlastung dazu führen, dass die emotionale Müllhalde überläuft. Dies kann Stress bei der Arbeit, häufig aber auch eher subjektiv empfunde Auswegslosigkeit in Beziehungen oder anderen emotionalen Belastungen sein. Findet man keine Lösung entsteht aus dem emotonalen Daueralarm dann eine Problematik, die in Erschöpfung und Depressionen mündet.

Erklärungsmodell für Depressionen

Stellen Sie sich einmal ein Schwimmbecken vor. Dort sammeln sich über den Tag bzw. das Leben emotionale Belastungen wie Blätter oder Dreck und sacken zu Boden. Sind dort erstmal nicht unbedingt sichtbar.

Eigentlich müsste jetzt in der Nacht eine Art Putzroboter ausreichend lange und tief im Traumschlaf "abtauchen". Durch Schlafstörungen oder aber ein zu verdrecktes Becken schafft der Reiniger seinen Job nicht. Bestimmte Formen von Belastungen (Traumata, schwere Angstsymptome bzw. über langen Zeitraum erworbene Narben aus der frühen Kindheit) kann dieses System nicht reinigen. Es führt eher dazu, dass man zum "Notauftauchen" gezwungen wird bzw. Albträume auftreten. Wenn aber das Reinigungsprogramm versagt, wird man morgens nicht ausgeschlafen und emotional flexibel sein können. Der Roboter versucht dann zwar, das Reinigungsprogramm am Tag abzuspulen. Man(n) ist dann weder ganz wach, noch im Schlaf. Es ist eher ein Dauerzustand der Erschöpfung bzw. fehlenden emotionalen Flexibilität und Belastbarkeit. Das bezeichnen dann viele Menschen umgangssprachlich als Depression. Irgendwann treten dann diese Erschöpfungssymptome in Form von Tinnitus oder Schmerzen bzw. anderen körperlichen Erscheinungen an die Oberfläche.

Eigentlich müsste man aber einerseits den Schlaf verbessern, das Becken reinigen bzw. dann das gesammte System vor erneuten Dekompensationen schützen.

Hier reichen Antidepressiva allein nicht. Eher im Gegenteil: Häufig fühlt man(n) sich unter Antidepressiva scheinbar "schlechter", weil dann der emotionale Müll sichtbarer wird. Hier ist dann professionelle Hilfe erforderlich.
Medikamente

 

 



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