Lieber Experte,
Ich habe ein seltsames Problem, das vermutlich gar kein richtiges
"Problem" ist... ich schäme mich direkt, das zu schreiben, aber
weiss mir nicht mehr anders zu helfen. Mein Zustand ist vielleicht
auch eine Mischung aus diversen Problemen gleichzeitig, daher
erkläre ich zuerst einmal ein bisschen etwas zu meiner Situation.
Also: ich bin 35, männlich, hatte eine glückliche Kindheit, habe
schon sehr lange eine wirklich gut funktionierende Beziehung und
einen Job, der mir grosse Freude bereitet. Ich glaube, ich bin
grundsätzlich ein eher sensibler Typ, aber habe mich zumindest die
letzten 15 Jahre sehr zufrieden gefühlt. Vor ca. einem Jahr wurde
mir die Arbeit zu viel, und ich bilde mir ein, dass einige
der Details, die oft bei Beschreibungen der Themen "midlife crisis"
sowie "burnout syndrom" angegeben werden, auf mich zugetroffen haben.
Eine Zeit lang fühlte ich mich z.B. plötzlich ohne nennenswerten
Grund traurig - das gab es noch nie zuvor in meinem Leben.
Die äußeren Umstände würden auch zu einem burnout passen - bei
aller Freude am Job habe ich's übertrieben. Nun habe ich das
alles viel besser im Griff, ich delegiere mehr und nehme bestimmte
Dinge in der Arbeit nicht mehr so ernst.
Mein Problem ist nun, dass ich, seit diese anderen Probleme vor
einem Jahr begonnen haben, einen starken Wunsch nach Zuneigung
von einer Arbeitskollegin habe. Anders kann ich's nicht ausdrücken:
ich bin nicht in sie verliebt, sie ist nicht einmal mein Typ, ich
liebe nach wie vor meine Freundin, aber: diese Arbeitskollegin hat
mir gegenüber ständig eine dermassen abweisende Art an den Tag
gelegt, dass mich das irgendwann zu beschäftigen begonnen hat.
Das ging zeitlich mit den oben beschriebenen Problemen einher;
ich war damals wohl besonders empfindlich, und plötzlich begann
es mich unheimlich zu verletzen, dass sie mir ständig das Gefühl
vermittelt, ihr vollkommen gleichgültig zu sein.
Mittlerweile glaube ich, die oben beschriebenen Probleme
("midlife crisis" und "burnout"-artige Gefühle und Zustände)
größtenteils im Griff zu haben, aber das Problem mit der
Arbeitskollegin verschwindet nicht. Ich habe notgedrungen viel
mit ihr zu tun, und würde mir ehrlich gesagt (und das ist mir
jetzt peinlich) nichts mehr wünschen, als dass sie mir sagen
würde, dass sie mich eigentlich über alles liebt und sich aus
diesem Grund so abweisend benimmt. Ich weiss, dass das vollkommen
lächerlich und genauso unrealistisch ist, aber diese Aussage
beschreibt meine Gefühle am besten - ich bilde mir ein, dass
ich nur "erlöst" werden könnte, wenn sie so etwas sagen würde.
Ich möchte endlich, dass sie mir genauso egal ist wie
ich es ihr bin, aber ich bekomme es einfach nicht hin,
ständig muss ich an sie denken und mir überlegen, warum
sie sich dermassen abweisend verhält.
Ohne jetzt wirklich über *ihre* Gefühlswelt spekulieren zu
wollen (sie kann schon wirklich recht seltsam sein...), ist
dieser Zustand für mich einfach nicht mehr tragbar, und
ich weiss nicht, wie ich damit umgehen soll. Wie kann sie
mir endlich wirklich egal werden? Ich fühle mich fast, als
wäre ich in sie verliebt, aber wie gesagt, sie ist nicht
einmal mein Typ - ich finde sie nicht einmal attraktiv.
Ich bin nur traurig und verletzt wegen ihrem Verhalten, und
das immer wieder, wenn ich mit ihr zu tun habe. Ihr einfach
aus dem Weg zu gehen ist kaum möglich, und ich denke mir,
es muss doch auch noch eine andere Lösung geben?