Zunächst stellt sich doch die Frage, warum SIE und nicht ihre Freundin Hilfe suchen. Sie leiden offenbar darunter, dass es ihrer Freundin nicht gut geht (zumindest ist dies ja ihre subjektive Wahrnehmung). Ob nun der Therapeut irgendwelche Fortschritte erzielt ist ja nebensächlich. Wichtig ist, dass ihre Freundin dazu bereit und in der Lage wäre, etwas zu verändern. Dabei hat ihre Freundin aber offenbar eine gewisse Toleranz gegenüber der Situation entwickelt bzw. sprechen Gründe dagegen, aktiv zu werden. Dies mag in ihrer Persönlichkeitsstruktur liegen, die sich aus der Lebensgeschichte entwickeln lassen (z.B. abhängige Persönlichkeitsmerkmale mit Angst vor dem Alleinsein und Verlassen werden). Es kann aber auch mit der durch negative Erfahrungen, Schuldvorwürfe oder Gewalterfahrungen mit bestimmten sozialen Isolierung zu tun haben. Sie können ihr eigentlich nur dadurch helfen, wenn sie die Isolation durch gemeinsame Aktivitäten aufbrechen. Also z.B. mit ihr gemeinsam irgendwo in einen Sportverein regelmässig gehen, einmal wöchentlich zur Volkshochschule etc. Einen Kontaktkreis ausserhalb der Beziehung aufbauen und dann eine Art Schutz vor dem Alleinsein aufbauen.
Dies wird nicht schnell gehen. Sie werden akzeptieren müssen, dass sich ein Mensch nicht von aussen verändern lässt, sondern nur selber aktiv daran mitwirken kann. Manchmal entscheiden sich eben auch Menschen in einer scheinbar "schlechten" Beziehung zu verharren...
Martin Winkler
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