Hallo!
Ich habe eine Frage bezüglich o.g. Medikament. Meinem Sohn, 7 Jahre, wurde das Medikament Concerta verordnet, da er Konzentrationsprobleme hat. Er soll probeweise 4 Wochen dieses Medikament einnehmen.
Bei ADHS-Patienten kenne ich das Problem, daß nach Einnahme entsprechender Medikamente eine Wesensveränderung eintritt. Ist das hier auch der Fall?
Danke für eine baldige Antwort.
Liebe Grüße
Susanne
Concerta = methylphenidat-Oros ist ein Medikament, das der 3 mal täglichen Einnahme von einem kurz wirkendem Methylphenidat (z.B. Ritalin) entspricht. Durch eine spezielle Abgabe aus einer Kapsel wird zunächst 22 Prozent des Wirkstoffes schnell, der Rest über 8-10 Stunden freigesetzt.
Prinzipiell ist also der gleiche Wirkstoff bei praktisch allen hauptsächlich für ADHS eingesetzten Medikamenten verwendet.
Eine Wesensveränderung ist nun ein weiter Begriff. Eigentlich ist dies bei sachgemässer Verordnung nicht der Fall. Vielmehr soll ja das Kind gerade in die Lage versetzt werden, sich und seine Umwelt besser wahrzunehmen und sich in dieser Umwelt angemessener Verhalten bzw. Steuern zu können.
Nun ist es so, dass viele ADHS-Kinder ja eine Überreizung bzw. Reizfilterschwäche haben, d.h. sehr leicht ablenkbar sind und sich schlecht fokussieren können. Mit der Medikation kann es im Eizelfall so sein, dass sie jetzt die Quellen der Überreizung (z.b. eine chaotische Schulklasse, Gruppensituationen) bewusster als störend bzw. überfordernd für sie selbst registrieren und sich daher zurück ziehen. Sie wirken dann nicht mehr so fröhlich aufgedreht, spielen nicht mehr den Klassenclown etc.
Bei einigen Kindern wird jetzt erst deutlich, wie sehr sie unter ihrer anderen Art der Wahrnehmung etc. leiden bzw. wie sehr sie evtl. verletzt wurden. Sie wirken dann traurig, in sich zurück gezogen. Dies sollte unbedingt bedacht werden, da die Kinder umso mehr Unterstützung und Struktur bedürfen und daher eben auch eine psychotherapeutische Begleitung und Therapie sinnvoll ist.
Concerta 18 mg ist nun eine sehr niedrige Dosierung. Der Nachteil einer solchen Eingangsmedikation ist, dass man schlecht abschätzen kann, welche Dosis ihr Kind optimalerweise braucht. Besser sollte man eigentlich zunächst mit einem kurz wirkendem Methylphenidat die Einzeldosis bestimmen, dann erst auf ein langwirkendes Methylpheniat wechseln... Es kann sein, dass ihr Kind 36 mg oder auch 54 mg benötigt, dies wird sich so vermutlich erst in den nächsten Tagen und Wochen zeigen.
Sie sollten sich von den Lehrern bzw. ggf. auch anderen Bezugspersonen Rückmeldungen über die positiven und negativen Veränderungen bei ihrem Kind geben lassen und diese dann mit dem Arzt besprechen.