Letztlich ist es sicher nicht so, dass nun allein ein Medikament das Problem lösen kann. Aber es mag sein, dass eben eine ADHS-Veranlagung bei ihrem jüngeren Sohn vorliegt. Dann könnte es in mehrfacher Hinsicht zu einer Beeinflussung der Enkopresis = Einkoten durch diese Problematik kommen.
1. Wir wissen, dass ADHS-Kinder häufig entwicklungsverzögert sind. Damit wäre bei einem 5 jährigen mit ADHS z.B. es gut möglich, dass sich eine Stuhlkontrolle erst etwas später entwickelt.
2. Es kann sein, dass die Körperwahrnehmung auch für den Stuhl bzw. Urin bei ADHS gestört ist.
3. ADHSler sind ja nun leichter abgelenkt, bzw. hyperfokussiert auf interessante Dinge. Damit achten gerade ADHS-Kinder nicht so gut auf Körpersignale und "vergessen" zur Toilette zu gehen.
4. Es könnte einen Konflikt mit dem Bruder oder anderen Personen geben. Gerade wenn ein ADHS-Bruder vielleicht einerseits Aufmerksamkeit bekommt bzw. eben stressiger ist, kann ein ruhigeres Kind sich zurückziehen und mit Einkoten reagieren.
Welche Faktoren nun eine Rolle spielen, kann man so aus der Ferne natürlich nicht sagen. Es könnte sehr wohl sein, dass eine spezifische ADHS-Behandlung bei ihrem Sohn die Problematik deutlich verbessert. Dies habe ich mehrfach in der Klinik erlebt. Andererseits müssen eben die anderen psycho-sozialen Faktoren und Einflussfaktoren mitberücksichtigt werden, sonst tut sich in aller Regel nichts.