Wie sieht der Unterschied aus zwischen Unterdosierung und optimaler Einstellung mit Methylphenidat? Gibt es einen fließenden Übergang ? Ab wann ist bei einer Frau, 40 J. 60 kg, mit einer positiven Wirkung zu rechnen ?
Bei Erwachsenen mit ADS / ADHS muss man zunächst klären, welche Zielsymptome von ADHS realistisch durch die Methylphenidatbehandlung zu behandeln sind. Häufig sind ja durch die lebenslange Beeinträchtigung und Kompensationsversuche Selbstwertprobleme, Selbstzweifel, Stimmungseinbrüche und eben Defizite in der Alltagsorganisation zu verzeichnen. Dies ändert sich nicht von jetzt auf gleich. Zwar wäre bei der richtigen Dosierung eine Wirkung von Methylphenidat innerhalb von 30 Minuten zu spüren. Doch gerade bei Vorliegen von Begleitstörungen und bei Patientinnen, die sich eher durch Perfektionismus und recht zwanghafte Verhaltensweisen angepasst haben, dauert es häufig sehr viel länger bis man eine Veränderung erkennt.
Die Unterscheidung zwischen Unterdosierung und optimaler Einstellung ist insofern davon abhängig, welche Zielsymptome man sich setzt. Das kann durchaus fliessend sein. Nur wenn man halt keinen klaren Wirkeffekt erzielt, sollte man nach meiner Meinung auf die Medikation verzichten. Dies kann bei Erwachsenen mit ADHS häufiger der Fall sein.
Meine Patientinnen schildern häufig, dass Methylphenidat wie ein "innerer Koordinator" wirkt. Man erkennt früher und besser Zusammenhänge, ist nicht ganz so schnell überreizt und kann besser Aktivitäten, die man sich vorgenommen hat, auch in die Tag umsetzen. Meistens wird man so vorgehen, dass man mit einer niedrigen Dosierung als Einzeldosis beginnt und dann die Dosis in Schritten von 2,5 oder 5 mg erhöht. Ich gehe in aller Regel bis 20 mg Einzeldosis, selten höher. Wenn dann keine Wirkung zu erkennen ist, wäre ein Wechsel z.B. auf Strattera oder aber eine Kombinationsbehandlung mit einem Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer zu überlegen.