Entwicklung einer Depression unter Antidepressiva?
Entwicklung einer Depression unter Antidepressiva?
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Date: Thu, 20 Oct 2005 14:39:46 +0200
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Hallo Herr Dr. Winkler,
ich bin aufgrund meiner ADHS und einer komorbieden Depression auf MPH und einem AD eingestellt. Eine Freundin wies mich darauf hin, dass ich wohl im Moment wieder depressiv sein könnte. Zunächst war ich sehr überrascht - aber ich glaube - sie hat Recht.
Ein Termin bei meiner Ärztin dauert noch einen Moment - außerdem ist sie derzeit im Urlaub - daher vorab meine Frage an Sie - ist das wirklich möglich?
Viele Grüße und danke für Ihre Antwort.
Re: Entwicklung einer Depression unter Antidepressiva?
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Date: Sat, 22 Oct 2005 12:42:45 +0200
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Ein Antidepressivum reduziert nur die Gefahr eine depressive Episode zu bekommen, verhindern kann ein solches Medikament dies 100% nicht.
Es ist sogar häufiger so, dass eben zu Beginn einer Behandlung depressive Symptome bzw. Bilanzgedanken im Rückblick auf eine Lebensgeschichte mit ADHS hochkommen.
Es ist (gerade bei Frauen) nicht ganz einfach, die verschiedenen Teilprobleme im Bereich der Stimmungsregulation auseinander zu bekommen.
ADHS kann selber depressive Schwankungen bzw. Symptome machen.
Dann kann der Verlauf einer depressiven Störung durch ADHS beeinflusst sein (z.B. eher so aussehen, wie ein manisch-depressive Störung)
Und eben eine Art Erschöpfungsdepression / Burnout als Ausdruck einer ständigen Überforderung bei nachlassenden eigenen Kompensationsmöglichkeiten.
Re: Entwicklung einer Depression unter Antidepressiva?
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Date: Sat, 22 Oct 2005 13:37:26 +0200
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Danke für die schnelle Antwort mit ihren Denkanstößen für mich.
Mit dem MPH werde ich schon knapp zwei Jahre behandelt - das AD - es dauerte bis ich eines fand - was ich vertrug und wirkte - erst seit etwa Mai oder Juni diesen Jahres.
Der Kommentar meiner Ärztin "Jetzt haben sie wieder Mimik im Gesicht" brachte es auf den Punkt.
Ich dachte - ich hätte schon viel aufgearbeitet und akzeptiert - was meine Vergangenheit betraf - doch da habe ich mich wohl geirrt.
In Depressionen bin ich rückblickend wirklich meist dadurch gefallen, dass ich versuchte "einfach so weiter zu machen" und dabei übersah, dass ich nunmal bin wie ich bin. Ich nenne das auch - den Fluch alles alleine schaffen zu wollen. Das führte zu einer Erschöpfung und wohl einem Burnout - so wie Sie es so treffend beschrieben.
Das Wissen um ADHS hilft mir im Moment zumindest insoweit, dass ich mir nicht mehr an allem die Schuld geben oder mich für eine völlige Versagerin halte.
Dennoch habe ich wohl noch viel zu lernen. Ein weiteres Problem von mir ist, dass ich merke, dass mich irgendwas von vielen anderen mit ADHS unterscheidet - unabhängig vom Geschlecht.
Vor kurzem habe ich unter anderem erfahren, dass die Diagnose Hyperkinetisches Syndrom bereits im Alter von 6 Jahren diagnostiziert wurde - doch meine Mutter erzählte mir nie etwas davon - geschweige denn erhilt ich eine Behandlung. In den letzten Tagen fiel mir auch auf, dass sie immer wieder erwähnte - ich sei hochintelligent - daran habe ich lange nicht gedacht - vielleichtg wurde das auch im Alter von sechs Jahren festgestellt ...
... wie sieht es denn mit Ihrer Station für eine ADHS-Reha in Bad Bodenteich aus? Auf der Seite der Klinik habe ich darüber nichts finden können.
Viele Grüße.
Re: Entwicklung einer Depression unter Antidepressiva?
(Reply to:
54466
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Date: Sun, 23 Oct 2005 17:00:13 +0200
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Zur stationären Reha für Erwachsenen findet man hier in web4health mehr unter http://web4health.info/de/answers/adhd-reha-adults.htm
Letztlich sind es überwiegend genau diese Art von Problemen, die wir in der Reha aufgreifen. Also die Auswirkungen der emotionalen Schwankungen / Depressivität und Burn-out bzw. das Versagen der bisherigen mehr oder weniger geeigneten (aber langfristig eben überfordernden) Selbstkompensationsstrategien.
Eine Reha kann immer nur eine Zwischenstation sein. Es geht weniger um Supererkenntnisse, sondern um den Erfahrungsaustausch untereinander, ggf. die medikamentöse Optimierung der Therapie und eben Zeit auf verschiedenen Ebenen eine Reflektion über die Lebensgeschichte mit ADHS zu ermöglichen.
Derzeit sind ca 10-20 ADHS-Erwachsene jeweils in der Klinik. Einige mit dieser Problematik, ein Teil aber auch "rausgefischt" aus dem Pool der Patientinnen der Klinik (z.b. mit Bulimie, Adipositas oder Persönlichkeitsstörungen). Bei Interesse gerne mehr per pm.
Die Klinik-Homepage wird einfach nicht wirklich gut gepflegt. Das was da drinsteht machen wir schon lange nicht mehr, andere Schwerpunkte wie z.B. Traumatherapie werden eben auch nicht erwähnt.
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