Hallo, mein Problem:
Ich, Anfang 40,hab schon 20Jahre Probleme.1998 bin ich freiwillig zur Therapie und war ein Jahr trocken.
Seitdem geht es immer Bergauf und Bergab.Ich trinke "nur" noch Sekt, beginne ständig einen Neuanfang, trinke ein paar Tage nichts, dann wieder ein bisschen und dann wieder einen Tag zuviel. Anschliessend werde ich depressiv und ängstlich.Meine Aktivitäten und Verpflichtungen richte ich nach den "Sektphasen". Mein Lebenspartner sagt nichts dazu,akzeptiert es,versteht es sogar. Obwohl ich hoffte, das er mir hilft, aber das muss ich wohl selber. Meine Frage: Ist kontrolliertes Trinken möglich, oder muss ich ganz aufhören, obwohl es manchmal die Leere löscht und die Realität nicht so schwarz ist?? Durch dieses "Auf und AB" habe ich auch ständig Kopfschmerzen.
Vielen Dak für ihre Hilfe.
Tinka
Hallo Tinka!
Gratulation für die Abstinenzerfolge, die sie erreicht hatten. Es zeigt, dass sie durchaus in der Lage sind, völlige Abstinenz zu erzielen und für einen längeren Zeitraum einzuhalten.
Die meisten Suchtexperten gehen davon aus, dass Kontrolliertes Trinken nicht funktioniert. Wenn überhaupt wird heute ein begrenztes Trinken bzw. ein vermeindlich "kontrolliertes" Trinken für Alkoholiker diskutiert, die noch nicht bereit oder in der Lage sind, sich einer Alkoholentgiftung bzw. Entwöhnungstherapie zu stellen.
Die mir bekannten Erfahrungen "kontrolliert" zu Trinken führen bei Alkoholabhängigen Patienten in aller Regel zum kompletten Rückfall und Kontrollverlust. Hierfür spielen u.a. auch biologische Faktoren bzw. eine veränderte Alkoholempfindlichkeit des Gehirns eine Rolle.
Interessanter als die Frage ob nun ein vollständiger Alkoholverzicht notwendig ist, wäre aber ein Herangehen, dass auch positive Wirkungen des Alkohols näher beleuchtet. Sie scheinen ja durchaus den Alkohol nicht nur zum Vermeiden von Entzugssymptomen zu benötigen. Eine Reihe meiner Patienten setzte Alkohol (ungeeignet natürlich) u.a. gegen innere Unruhe und Chaos im Kopf, starke Anspannung oder zum Abschalten ein. Sollten solche Faktoren eine Rolle spielen, lohnt es sich genauer nach möglichen Auslösern zu suchen.
Ich denke dabei immer häufiger an Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörungen (ADHS), da bei dieser Patientengruppe eine hohe Suchtgefährdung und ein "Selbstmedikationseinsatz" mit Drogen bzw. Alkohol bekannt ist. Ähnlich könnte es sein, wenn Angststörungen nicht angemessen behandelt wurden und Anlass für den Alkoholkonsum sind.
Suchen Sie daher therapeutische Hilfe und entschliessen sie sich zur vollständigen Abstinenz! Alles andere wird zum Abgleiten in eine noch schwerere Suchtentwicklung führen.