ADS oder einfach nur sensibel ?

Ich bin weiblich, 25 Jahre alt und bin mir unsicher, in welche "Schiene" ich mein Empfinden und Verhalten stecken kann.

Als Kind war ich sehr schüchtern und zurückhaltend. Im Kindergarten wurden bei mir soziale Verhaltensauffälligkeiten festgestellt (Abgrenzung, allein spielen etc.) und ich war bei einer Sprachtherapeutin, weil ich die Zähne kaum beim Sprechen auseinander bekommen habe ;). In der Schule war ich bis zu Beginn der 11. Klasse ebenfalls extrem zurückhaltend, habe mich ungern beteiligt und war immer irgendwie ängstlich, was auch meine Konzentration in Mitleidenschaft gezogen hat. Ich hatte oft das Gefühl, mich unter Kontrolle halten zu müssen...dachte, ich werde komisch beeugt. Manchmal hatte ich dadurch annähernd Ohnmachtsgefühle oder dachte, ich müsste rausgehen. Mathematik war mir ein Greuel... auch sonst lag ich wohl unter meinen Möglichkeiten.

Der Wandel kam erst ab der 11. Klasse, wo es bis zum Abi entsprechende LK`s gab, die die Stärken hervorbrachten. Auch hier hatte ich aber oft das Gefühl, unter meiner Leistungsmöglichkeit zu bleiben.

Ab dem Einstieg ins Berufsleben gab es bis heute viele Schwierigkeiten, speziell, was das Durchhalten angeht. Die Lehre wollte ich schon fast abbrechen. Habe sie doch gemacht. Danach immer nur kurze Phasen irgendwo, Berufswechsel da ich mich "fehl am Platz" gefühlt habe. Und nun habe ich das Gefühl, gar nicht wirklich zu wissen, was denn als Beruf zu mir passt.

Ich fühle mich weniger getrieben, nur manchmal, eher kann ich schlecht mit viel Trubel umgehen, brauche viel Struktur, frage öfter und doppelt nach, wie was gehandhabt wird... arbeite manchmal "zu genau", zu detailliert, scheine in stressigen Zeiten "abzuschalten"...um mich dem Trubel zu entziehen. Habe manchmal Probleme bei Routineaufgaben oder generell beim Abrufen von Infos...manchmal "lange Leitung". Hatte auch schon Blackouts (meist dann, wenn ich mich überfordert gefühlt habe)

Wenn mich etwas Vergangenes noch sehr beschäftigt, fällt mir das "bei der Sache sein" besonders schwer... ich kann schwer "abhaken" wenn mich etwas sehr berührt hat. Meine Emotionen spielen dann eher in mir drin verrückt, zeige es aber selten, sodass ich viel auch mit mir selber ausmache und es dadurch immer wieder zu Einbrüchen kommt (stimmungsmäßig und auch motivationstechnisch).

Dieses bei ADHS beschriebene Gedankenkreiseln habe ich weniger...früher glaube ich mehr, ich erinnere noch eine Aussage von mir aus Kindertagen: "Sei doch mal still, ich muss nachdenken"... schon bemerkenswert. Aber schon damals war ich schnell gereizt, genervt bei zu viel Trubel oder Veränderung. Hatte Ängste...auch, manchmal verrückt zu werden. Heute macht mich auch schon ein geringer Lärmpegel oft unruhig...oder andauernde Musik während der Arbeit. Ich muss dann doppelten Aufwand betreiben, dran zu bleiben. Auch tickende Uhren, zumindest wenn ich schlafen will, machen mich schnell irre !

Ich bin generell schon sehr nachdenklich, kann auch oppositionell bis besserwissend werden...vor allem, wenn ich den "Sinn" nicht begreife(n) will oder kann. Ungeduldig kann ich ebenso sein.

Die meisten würden das alles bei mir nicht vermuten, da ich meist als "lieb" gelte, aber innen drin fühle ich oft ganz anders...