Meine Tochter leidet an einer Depression verbunden mit Angststörung und ist schon seit Anfang Oktober in der Klinik. Diese Erkrankung nimmt uns als Eltern sehr mit. Wie groß ist die Gefahr, selbst eine Depression zu bekommen und welche Anzeichen sollte man beachten. Welche Hilfen gibt es dazu für Angehörige? Was sollte man tun, wenn man selbst schon häufiger weinen muss?
Braucht man dann selbst bereits eine Behandlung oder Antidepressiva?
Ein paar hilfreiche Hinweise wären sehr willkommen.
Vielen Dank
Natürlich ist mal als Angehöriger zunächst betroffen und auch selber stark verunsichert, wenn eine psychische Problematik bei seinem Sohn oder seiner Tochter auftritt. Das emotionale Mitgefühl sollte normal sein, so dass man sich sicher seiner Tränen nicht schämen muss.
Richtig ist, dass es grundsätzlich einen biologischen = genetischen Anteil an einer psychischen Problematik gibt, der im Wechselspiel mit Belastungen bzw. Erfahrungen (Traumatisierungen oder aber einfach nur Überforderungen oder fehlende "Lösungen") stehen kann. Wie gross jeweils der angeborene Anteil an einem Problem ist, kann man schwer sagen. In einigen Familien erkennt man aber sicher eine entsprechende Belastung, die sich bei mehreren Familienangehörigen wie ein roter Faden durch die Familiengeschichte nachverfolgen lässt. Bei anderen Familien wiederum ist es vielleicht eher so, dass eine jahreszeitliche Häufung ("Winterdepression") auffällig ist.
Nun kann es aber natürlich auch sein, dass es weniger (gar nicht) der biologische Anteil ist, sondern andere Einflussfaktoren einschliesslich der Erfahrungen in der Kindheit eine Rolle spielen. Dies ist beispielsweise bei besonders empfindsamen Kindern (frühe Trennungsangst in der Kindergartenzeit, Hyperaktivität oder Aufmerksamkeitsstörungen oder aber eben einfach eine besondere Sensitivität für Geräusche, Gerüche etc) häufig zu beobachten. Hier kann es ggf. notwendig sein, genauer auch die Familie mit einzubeziehen. Gerade die systemisch orientierte Familientherapie wird eben auch den Einfluss der Familie auf die Entwicklung und Aufrechterhaltung einer psychischen Problematik genauer anschauen. Es könnte also sein, dass sie als Familienangehörigen in eine Psychotherapie bzw. Gespräche mit einbezogen werden. Andererseits kann es aber auch Therapieziel sein, dass sich ihre Tochter eben gerade abzugrenzen lernt. Das ist jetzt natürlich aus der Ferne nicht zu beantworten.
Ob sie selber nun behandlungsbedürftig sind, müsste ebenfalls ein Hausarzt oder eben Psychiater abschätzen. Rein prophylaktisch eine Medikation einzunehmen macht bei Depressionen wenig Sinn. Es erscheint mir eher sinnvoll, sich über Ratgeber in Buchform (siehe z.b.
http://astore.amazon.de/web4healtfrag-21?_encoding=UTF8&node=8) Vorträgen über die Erkrankung zu informieren. Einige Kliniken bieten auch Angehörigengruppen zur Beratung an. Leider gibt es noch nicht flächendeckend Selbsthilfegruppen für Patienten mit Depressionen.