Ich bin 43 Jahre alt und werde öfters von meinem Vater angerufen. Ich muss täglich mit ihm telefonieren. Mein Vater ist öfters betrunken am Telefon. Gestern Abend mußte er während des Telefongespräches auf Toilette. Ich wollte das Gespräch solange beenden und gleich wieder zurückrufen. Das durfte ich nicht. Er hat mich zusammengeschrien, das wäre eine Selbstverständlichkeit, dass man seinen Eltern beim Wasser lassen zusieht oder zuhört. Aber er ist kein Pflegefall. Er kann alleine zur Toilette gehen. Er hat gestern abend ganz selbstverständlich das schnurlose Telefon mit zur Toilette genommen und ich konnte hören wie er Wasser läßt. Er hatte folgenden Text: "Das mußte mal raus, ich hab das mit der Prostata, das muß man mal ausschaben da, der ganze Schmuddel muß da mal raus - und ich konnte hören wie er Wasser läßt. Ich habe gesagt, dass ich das nicht gut finde. Er schreit mich zusammen, ich wäre ein "Kräutchen rühr mich nicht an" - dies wäre zu erwarten von der Tochter. Ich frage Sie jetzt, ob das normal ist. Ich fand das ekelhaft und unter aller Würde.
Nein, eine Selbstverständlichkeit ist es nicht. Was für SIE zumutbar oder ekelhaft ist, entscheidet nicht ihr Vater SONDERN SIE.
Natürlich spielt da die Alkoholkrankheit ihres Vaters eine Rolle. Ob er schon vorher so distanzgestört war, ist eine andere Frage. Wichtig ist aber, dass SIE ihn nicht ändern werden sondern nur lernen können, sich abzugrenzen.
Das kann unterschiedliche Formen haben : Direkt auflegen, wenn er besoffen anruft. Termien ausmachen, wo Sie ihn anrufen (damit er nicht ständig nervt und sie kontrollieren kann). Regeln vereinbaren, was sie sich nicht gefallen lassen.
Wenn sie es ekelhaft finden, dann handeln sie auch entsprechend.
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Training der emotionalen Selbstregulation