Mein Sohn hat seit einigen Jahren ADHS diagnostiziert bekommen und nahm jetzt zwei Jahre Amfetaminsaft 3 x 5 ml - nach zwei Jahren im Herbst 2007 war eine Veränderung sichtbar - obwohl sich in der Schule oder zu Hause nichts veränderte...er wurde wieder agressiv,bekam unkontrollierte Wutausbrüche und verletzte sich selbst...Weihnachten entwickelte er einen Hustentic..ich wurde zum Kinder und Jugendpsychiater überwiesen, der mit Ritalin, Medikinet, Tiaprid und Risperidon austestete nichts tat sich..bis zum letzen Wutanfall mit Pipamperon einen taglang - und wir als Eltern dann entschlossen hatten - unseren Sohn auf Grund dieser Nichtwirkungen und Wutausbrüchen in die Kinder-und Jugendpsychiatrie zu überweisen - dort ist er seit drei Wochen - bekommt morgen Tiaprid und 3 x 2,5 Dipiperon zur Beruhigung - gegen unseren Willen..es wurde ein IQ Test gemacht - bei dem angeblich festgestellt wurde, dass er eine Lernbehinderung hat 85 IQ - dabei ist unser Sohn ein 2/3 er Kandidat in der Schule....ich weiss warum er so schlecht abgeschnitten hat..er hatte mir direkt die Erklärung - ungewollt - noch bevor ich das Ergebnis wusste - durch seine Aussage mitgeteilt...ich bin ganz schnell fertig gewesen, habe alles schnell beantwortet...er nimmt für sein adhs gar nichts und auf Grund seines grossen Heimwehs und des nichtkonzentrierens hat er so schlecht abgeschnitten, dass wird dort aber überhaupt nicht berücktsichtigt..ich möchte mein Sohn so schnell wie möglich dort wieder rausholen - was mach ich bezüglich der Medikation - Absetzen von Dipiperon etc - der einweisende Arzt lässt sich verleugnen - hat damit nichts mehr zu tun? EILT - ich bitte um Hilfe..
Das Problem ist sicher vielschichtichtig und eine Beurteilung so aus der Ferne unseriös. Ich habe aber jetzt mehrfach ähnliche Schilderungen von Eltern erhalten und würde unabhängig vom Einzelfall folgende Überlegungen anstellen :
1. Sie sind rechtlich gesehen in die Behandlung einzubeziehen. Wenn die Klinik gegen Ihren Willen vorgeht, könnten sie rechtlich dagegen vorgehen. Das würde ich dem zuständigen Chefarzt auch deutlich machen. Allerdings wird dann gerne gedroht, die Behandlung abzubrechen oder gar das Jugendamt einzuschalten.
Das eigentliche Problem ist aber, dass eben Kinderpsychiater nicht so einfach zu finden sind und dann die Versorgung aufgrund der Sektorregelung nicht einfach ist. Natürlich können Sie jederzeit die Behandlung abbrechen.
2. Kinder mit einer derartigen Problematik mit Neuroleptika in dieser Dosierung zu behandeln, ist aus meiner Sicht nicht zu rechtfertigen. Keine Frage : Dipiperon oder Risperidon kann bei Störungen des Sozialverhaltens bei ADHS eine Indikation sein. Man darf sich aber als Arzt nicht wundern, wenn Symptome schlimmer werden unter Neuroleptika. Dann noch mehr Neuroleptika zu geben, wäre kontraindiziert.
3. Das Ergebnis des IQ-Test ist vermutlich nicht zu verwerten.
Die Rückschlüsse der Klinik schlicht schleierhaft.
4. Ich persönlich deute die Problematik ihres Sohnes eher als eine extreme Stressreaktion, die man sich wie "Blasen" vorstellen kann. Dazu möchte ich einen natürlich in der Realität so nicht zutreffenden Vergleich anstellen : Das ADHS-Gehirn kann man sich auch wie einen Computer vorstellen :
Zunächst wie einen Bildschirmschoner : Bei Interesse, neuen Situationen, Herausforderungen, Wettkampf ist der Bildschirm und die Konzentration da. Sonst stellt sich das Gehirn auf "stur". Das kann auch der Fall sein, wenn Schlafstörungen eine Rolle spielen.
Je länger das ADHS anhält,desto mehr "Fenster" sind gleichzeitig im Kopf auf. Neue und alte Bilder im Kopf, Gedanken und Reize, Gefühle. Die schwirren im Kopf rum. Noch schlimmer : Bei äußerem Stress bzw. Erinnerungen an ähnliche Themen kommen diese Fenster in den Vordergrund oder an die Oberfläche (wenn man es sich als Blasen vorstellt). Das gilt auch für Phasen der Erschöpfung oder negativen Anspannung. Neuroleptika verstärken das erstmal, es sei denn man "schiesst" die Kinder mit hohnen Dosierungen ab. Eigentlich sind dies eher "Traumata". Man müsste diese Fenster schliessen bzw "entstressen", nicht neue Traumata setzen.
Dazu gibt es Therapiemöglichkeiten, die aber wohl kaum ein Arzt in der Klinik anwenden wird. Auch dieses Fenster-oder Blasenmodell ist keineswegs akzeptiert, sondern eher meine Eigenmeinung (aber als Erklärung erstmal meist besser verständlich). Eigentlich müsste man erstmal weniger Stress erzeugen. Günstiger wären Entspannungsmethoden, die eine Art "Tagträumerei" nutzen, ggf. auch EMDR-Verfahren. Daneben könnte man sich medikamentöse Alternativen vorstellen, die das Gehirn nicht noch weiter abschalten.
Die Optionen
a) mit dem Oberarzt bzw. Chef der Klinik sprechen
b) den Hausarzt einschalten
c) ihrem Bauchgefühl folgen