Jein. Eine Vulnerabilität ist eine angeborene und damit letztlich nicht zu verändernde Eigenschaft. So wie die Körpergrösse. Nun hängt es aber sehr davon ab, in welchem Gesamtzusammenhang nun diese Veranlagung = Diathese mit Stress steht. Dabei meint
Stress nicht nur, dass man zu viel um die Ohren hat.
Psychiater beschreiben Vulnerabilität auch gerne mit dem Bild eines Seiltänzers, der über ein Seil balanciert, das über einem Abgrund gespannt ist. Das Seil steht dabei für die Vulnerabiliät, d.h. es besteht ein (gegenüber einer Brücke) erhöhtes Risiko. Darauf kann und muss man sich einstellen.
Sinnvoll wäre es dabei zunächst einmal, auch Sicherheitsmaßnahmen (Netz, ggf. Seilabsicherung) einzubauen. Zudem erfordert es Übung, d.h. man wird nicht gleich im ersten Anlauf die gefährlichsten Situationen meistern.
Übertragen heisst das auch, dass man ein Team benötigt, dass eine professionelle Hilfe und Absicherung bietet.
Zunächst einmal kann man den "Seiltänzer" aufklären, wo die Gefahren auf seinem Weg "lauern". Das nennt man Psychoedukation.. Damit ist gemeint, dass man sich realistisch mit seiner eigenen Veranlagung und Risiken beschäftigt.
Dann sollte man für eine möglichst gute "Verfassung" der Person sorgen. Dazu gehört beispielsweise ausreichender Schlaf bzw. eine gute Tag-Nachtstruktur und Regelmässigkeit im Leben. Aber auch die Ernährung oder sportliche Aktivitäten spielen eine Rolle.
In der Psychotherapie kann man eigene Risikosituationen erkennen und günstigere Verhaltensweisen trainieren.
Last but not least : Bei vielen Erkrankungen lässt sich die biologische Empfindlichkeit durch Medikation deutlich in ihrem Risiko abmildern. Beispielsweise können sog. Phasenprophylaktika wie Valproat oder Carbamazepin bei der manisch-depressiven Störung der Risiko für das Auftreten erneuter depressiver oder manischer Phasen verringern bzw. die einzelne Episode dann günstiger verlaufen lassen.