Liebes Team,
meine Tochter (im Dez. 21 Jahre alt) stürzte Anfang August beim Inlinefahren und zog sich einen Oberschenkelhalsbruch zu, der am selben Tag noch operiert wurde. Leider ergaben sich Komplikationen und es war nach 6 Wochen eine schwere 2. Operation nötig. Da sie seit ihrem Unfall vollkommen auf Hilfe angewiesen ist und ich vollzeitig berufstätig bin, übernehmen die Betreuung wochentags in erster Linie meine Eltern (65 und 74 Jahre). Am Wochenende betreue ich und mein Lebenspartner sie.Betreuen heisst: Sie lebt in dem jeweiligen Haushalt und wird zu Arztbesuchen und fast täglich zur Krankengymnstik bzw. sonstigen Behandlungen gebracht. Leider gibt es seit ein paar Wochen ständig Streit, der meist von der Patientin ausgeht, die ungerecht, aggressiv und extrem verletzend zu den sie betreuuenden Menschen ist. Sie verweigert sogar die Ausübung notwendiger Bewegungsübungen die sie zuhause ausführen sollte und bezichtigt alle Beteiligten wechselweise, Schuld an Ihrer jetztigen Situation zu sein. Wir fühlen uns immer mehr nicht mehr in der Lage die Betreuung weiterzuführen, ohne selbst (mein Vater ist seit Anfang des Jahres auch sehr krank)gelinde gesagt auszurasten. Die familiäre Situation ist einfach nur noch unerträglich angespannt..... Wir wissen nicht mehr weiter, was wir tun sollen. Vielleicht geben Sie uns einen Tipp, ob eine psychologische Unterstützung hier etwas bewirken könnte.
Ich erwarte gespannt Ihren Rat!
Mfg
eine besorgte Mutter
Krankheiten oder Unfälle stellen nicht nur für die Betroffene sondern auch für das familiäre Umfeld eine schwere Belastung dar, die u.a. zu einer Anpassungsstörung mit erheblichen psychischen Problemen führen kann. Aus der Schilderung geht nicht klar hervor, warum Ihre Tochter so komplett hilfsbedürftig ist und ob auch psychische oder gar intellektuelle Folgeprobleme bekannt sind. Einiges deutet aber darauf hin, dass sie den Unfall bzw. auch die Hilfsbedürftigkeit nicht gut verarbeitet bzw. statt Trauer und Zulassen von depressiven Gefühlen andere für ihre Problematik anschuldigt. Das ist natürlich völliger Quatsch, dennoch aber irgendwo auch verständlich, wenn man sich selber hilflos fühlt.
So ohne Kenntnis der Umstände und der Persönlichkeit kann man schlecht einen Rat geben. Spontan habe ich darüber nachgedacht, ob eine Rehabilitationsmassnahme in einer Klinik eine Entlastung darstellen könnte und die Selbstständigkeit wieder herstellen könnte. Häufig auch mit einer entsprechenden psychologischen Fachbetreuung.
Eine weitere Möglichkeit wäre eine vorrübergehende medikamentöse Behandlung mit einem Antidepressivum, um eine Entlastung der Stress- und Belastungssituation zu erreichen.
Daneben sollte ihre Tochter (und auch sie!) die Möglichkeit zum Gespräch bzw Wiedraufnahme von sozialen Kontakten und Freizeitaktivitäten haben. Hier wäre die Gesamtfamilie gefragt. Sinnvoll wäre z.B. mal ein Kurzurlaub für sie oder aber eine andere Form der Entlastung.
Schliesslich wäre eine Psychotherapie sicher eine Möglichkeit, wenn ihre Tochter dazu bereit wäre....