Home   News   Forums   Log in    Get personal advice    My area     Help    
|
Go to:
Alle Foren
  Fragen an die Experten
  Frage an einen Arzt / Psychiater / Sexualtherapeuten / (Verwenden Sie das Formular oben, nicht die Form unten.)
  ADHS vs. Bipolare Störung
AKTUELL:
WEITER


THEMEN

KOM2002 (question)  ADHS vs. Bipolare Störung

Thread Messages in thread:

reply Re: ADHS vs. Bipolare Störung , ****** , 28 Sep 2007 21:33
question ADHS vs. Bipolare Störung , ****** , 26 Sep 2007 00:47
 109803. To top of pageTop   Next message down
ADHS vs. Bipolare Störung
From: ******
Date: Wed, 26 Sep 2007 00:47:57 +0200
Language: German

 


Reply to this message

Reply to all  

question
Hallo,

ich habe ein Problem, bei dem ich momentan nicht weiter weiss, und ich würde mich über ein paar Anregungen und Tipps sehr freuen. Ich will versuchen kurz zu umreißen, worum es geht:

Mein Mann und ich kennen uns seit 20 Jahren, wir sind beide Anfang 40 und haben 2 Söhne, die von ADHS betroffen sind. Im letzten Jahr machte mein Mann eine m.E. sehr schwere Midlife Crisis durch. Er wollte sich von der Familie trennen, kaufte erst ein Flugzeug, dann ein Cabrio und begann anschließend, über mehr als eine Handvoll Partner-Portale intensiv nach einem Ersatz für mich zu suchen. Er war in einer totalen Hochstimmung und Aufbruchphase, nahm 15 kg ab, schlief kaum. Er hätte der Familie nun genug Zeit geopfert, war seine Meinung, seine Kinder müssten das schon verkraften, da sei schließlich wichtiger, dass er glücklich sei.

Ca. 3 Monate später war die Hochstimmung verflogen, er hatte Kopfweh, Gelenkschmerzen, Konzentrationsprobleme und wohl auch Selbstmordgedanken. Er gab Fehler zu, er wolle seine Familie nicht verlieren und so weiter. Ich war bereit mich darauf einzulassen, schon unserer Kinder wegen. Ich hatte die Kinder gerade durch umfangreiche Therapien auf einen guten schulischen Weg gebracht - das wollte ich nicht aufs Spiel setzen. Ich ahnte auch damals das Ausmaß seiner Eskapaden nur bedingt, aber als dies dann tröpfchenweise ans Licht dümpelte, warf es mich von den Füßen und ich rutschte in eine Depression. Zum Glück fand ich schnell einen guten Arzt und bekam Medikamente. Jetzt habe ich eine Therapie bei ihm begonnen, und er fragt mich natürlich nach meiner Ehe!

Ja, sage ich, mein Mann ist jetzt super nett, hilft mir im Haushalt und mit den Kindern, versucht Vertrauen aufzubauen, indem er Zuverlässigkeit beweist. Könnte eigentlich kaum besser sein, wenn dieses letzte Jahr nicht wäre, und es ist mir nicht klar, wie jemand der intelligent ist, so den Kopf abschalten kann.

Da fragt er mich, ob mein Mann schon früher Stimmungsschwankungen mit Höhenflügen und Tiefen gehabt hat - ich sage: ja, eigentlich war er schon immer sehr stimmungslabil. Wenn ihm eine fixe Idee in den Kopf springt, kauft er schnell mal eben z.B. 10 dicke Bücher über Börsen-Investment oder 20 über Militärflieger im 1. Weltkrieg, die ihn nicht mehr interessieren, sobald sie im Schrank stehen. Wie ein Drachen an der Schnur, dachte ich schon früher manchmal: solange man die Schnur festhält, fliegt er super - ein bisschen zuviel Wind und er reisst sich los, und dann passiert nichts Gutes.

Dann wieder hat er Phasen, da sitzt er wie eine Salzsäule bewegungslos und starrt Löcher in die Luft. Da sagt mir mein Arzt, dass mein Mann vielleicht eine Bipolare Störung oder eine Zyklothymie hat, gibt mir ne Broschüre mit - ich soll mal mit ihm reden, dass er sich behandeln lassen sollte.

Mein Gott - wie soll ich das denn nun machen? Ich dachte immer, da wir 2 ADHS-Kiddies haben und mein Mann auch als Kind in diese Richtung auffällig war, dass es sich hier um die typische Impulskontroll-Schwäche handelt.

Ich weiss jetzt wirklich nicht, wie ich vorgehen soll, immer kriege ich die schwierigen Aufgaben. Gibt es einen Tipp, den man mir oder ihm geben kann. Ich bin mit der Sache überfordert, ihn zum Arzt zu bringen, habe eigentlich genug mit mir zu tun. Andererseits könnte es vielleicht auch eine Chance sein?

Für einige Anregungen bin ich sehr dankbar!
Liebe Grüße.
 110036. To top of pageTop Previous message Previous message  
Re: ADHS vs. Bipolare Störung (Reply to: 109803 from ****** )
From: ******
Date: Fri, 28 Sep 2007 21:33:02 +0200
Language: German

 


Reply to this message

Reply to all  

reply
Aus ihrer Schilderung heraus kann man natürlich keine "Diagnose" stellen oder ausschliessen. Allerdings erscheint mir die Darstellung nicht typisch für eine manisch-depresive Störung (Bipolare Störung) sondern eher für ADHS im Erwachsenenalter zu sein.

Typisch bei der Gefühlsregulation von Erwachsenen mit ADHS ist es, dass sie in für sie positiv besetzten Situationen zu wahrer Hochform und auch Übertreibungen bzw. einem regelrechten "Flow" kommen können, andererseits aber auch mit scheinbar "depressiven" Phasen auffallen. Immer wenn eine Situation im Vorfeld als "negativ" , bedrohlich, langweilig oder aber negativ-bewertend eingeschätzt wird, kommt es zu einer Aufmerksamkeits- und Stimmungsstörung. Dies wird auch von Psychiatern häufig als "manisch-depressiv" bezeichnet. Im Gegensatz zur bipolaren Störung kann es sich aber innerhalb von wenigen Tagen oder Stunden ändern und es gibt nicht so klar abgesetzte Episoden einer Depression oder Manie.

Wenn sich ihr Mann auf ADHS untersuchen lässt und einer Behandlung zugänglich wäre, könnte man sicher über Medikation und Psychotherapie eine Stabilisierung erzielen. Übliche Therapieansätze einer bipolaren Störung sind vermutlich fruchtlos.

Dr. Martin Winkler
Klinik Lüneburger Heide
Bad Bevensen

You are not logged in
Today's date: Tue, 19 Mar 2024 09:35:32 +0100
KOM 2002