Ärztliche und psychologische Beratung im Bereich Psychologie, Psychosomatik und Psychiatrie (z.B. bei ADHS, Essstörungen, Angst, Beziehungsproblemen, Depression, sexuellen Problemen, Persönlichkeitsstörungen)

Zwangsstörung - Psychotherapie bei Zwängen und Zwangsgedanken

Geschrieben von: Petros Skapinakis
Erstfassung: 02 Mrz 2004. Geändert: 04 Mrz 2004.

Abstrakt:

Psychotherapie der Zwangsstörung

Frage:

Welche psychotherapeutischen Möglichkeiten gibt es bei der Zwangsstörung?

Antwort:

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Fortschritte in der psychotherapeutischen Behandlung der Zwangsstörung erzielt. Als besonders erfolgsversprechend gilt dabei die Verhaltenstherapie bzw. sogenannte kogitiv-behaviorale Ansätze. Psychoanalytische (eher ältere bzw. traditionelle) Psychotherapieverfahren sind zwar weit verbreitet, können aber nur selten spezifische positive Effekte bei dieser Störung verzeichnen.

Eine häufig in der Verhaltenstherapie von Zwängen gewählte Technik ist die bewusste Verhinderung der Zwangshandlungen. Dabei wird der Patient nach ausführlicher Information und Aufklärung über die Zwangsstörung dazu angeleitet nicht seine sonst üblichen Rituale bzw. Zwangshandlungen zu vollziehen (z.B. Wasch- oder Kontrollzwänge), sondern vielmehr die entstehenden Gedanken und Ängste bzw. Befürchtungen zu benennen und sich der entstehenden Angst auszusetzen (Exposition). Natürlich geschieht dies auf freiwilliger Grundlage, ist aber für die Patienten zunächst eine schreckliche Vorstellung, da sie ja katastrophale Folgen (z.B. Krankheit von Angehörigen, schlimme Ereignisse) befürchten. Daher ist es zunächst erforderlich, dass gemeinsam mit einem Therapeuten oder einer entsprechend geschulten Person bestimmte Situation in denen sonst die Zwangshandlungen durchgeführt werden, aufgesucht werden. Statt nun eine Zwangshandlung durchzuführen wird dies durch den Therapeuten verhindert, der Patient aber gedanklich und emotional stark mit seinen Ängsten konfrontiert. Er wird die Erfahrung machen, dass dies zwar unangenehm im Sinen von Anspannung und Unruhe bzw. Angst ist, aber im Verlauf der Exposition ein Nachlassen der Anspannung zu verzeichnen ist. Und eben nicht die befürchteten katastrophalen Auswirkungen eintreten, da es sich hierbei „nur“ um gedankliche Symptome der Zwangserkrankung handelt.

Mehrere Studien konnte nachweisen, dass es sich hierbei um eine ausgesprochen wirksame Methode zur Reduktion von Zwängen handelt. Bei ausgeprägten Zwangserkrankungen ist es aber häufig dem Patienten noch nicht möglich, sich auf eine solche Konfrontationstherapie einzulassen. Es benötigt schon eine sehr hohe Motivation und einen gewissen Mut, um sich seinen Ängste bzw. Zwangsgedanken zu stellen. Bei Patienten, die eine entsprechende psychotherapeutische Behandlung in Angriff nehmen, ist aber häufig eine sehr nachhaltige Verbesserung zu erzielen. Führt man regelmässige Kontrollen und ggf. eine Wiederauffrischung der erlernten Expositionstherapie durch, kann man längere Beschwerdefreiheit erzielen.

Andere Studien zeigten, dass besonders die Kombination einer solchen verhaltensorientierten Konfrontationsbehandlung mit kognitiven Verfahren sinnvoll sein kann. Hier werden besonders die gedanklichen Verzerrungen bzw. Fehlbewertungen in Bezug auf die Zwangsstörung therapeutisch bearbeitet.

Man nimmt an , dass die meisten Patienten besonders von einer Kombination von medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten (SSRI-Antidepressiva) mit psychotherapeutischen Verfahren profitieren, auch wenn es hierzu erst eine begrenzte Anzahl von fundierten Studien gibt.

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