Insomnie / Schlafstoerungen : Verhaltenstherapie bei Schlafproblemen

Gechrieben von: Martin Winkler

Erstversion: 06 Jul 2004. Letzte Änderung: 26 Mai 2006.

Frage:

 Was kann die Verhaltenstherapie bei Schlafstörungen erreichen?
Was hilft psychotherapeutisch (Verhaltenstherapie) bei Schlafstoerungen?

Antwort:

Einschlafstörungen und Durchschlafprobleme gehören sicher mit zu den häufigsten subjektiven Beschwerden des Schlafes, die sich aber bei längerer Dauer zu einem schwerwiegenden chronischen Problem und Schlafstörung ausweiten können.

Nicht-erholsamer Schlaf als Problem, das länger als 1 Monat anhält, sollte somit ernstgenommen werden.

Nicht jede Form einer Schlafstörung (Insomnie) lässt sich dabei psychotherapeutisch angehen. Wichtig ist ganz sicher zunächst, dass eine qualifizierte Diagnostik erfolgt und dabei eine Reihe von medizinischen Ursachen (z.B. Herz- oder Lungenerkrankungen, Schlaf-Apnoe-Syndrom mit schlafbezogenen Atemregulationsstoerungen, Schmerzerkrankungen etc) und psychiatrischen Ursachen (z.B. Depressionen) ausgeschlossen sind. Wichtig ist auch, dass Medikamente, Alkohol oder Nikotinkonsum, Lärm und weitere beeinflussende Faktoren wie z.B. Stress, Schichtdienst oder Probleme in der Familie oder am Arbeitsplatz erhoben werden.

In aller Regel wird daher auch eine Verhaltenstherapie bei Schlafstoerungen zunaechst ein sog. Schlafprotokoll erstellen. Hierbei notiert man sich über einen längeren Zeitraum wichtige Informationen über die Einschlafzeit, Schlafdauer, subjektives Gefuehl am Morgen und mehr. Hierzu werden z.T. auch Fragebögen bzw. Skalen zur Objektivierung eingesetzt.

Grundlage einer Verhaltenstherapie ist dann die ausführliche Information des Patienten (und seiner Angehörigen) über "normalen Schlaf". Hier gilt es häufig, falsche Vorstellungen und Erwartungen über Schlaf und seine Dauer, Einflussfaktoren oder Folgen von Schlaflosigkeit zu korrigieren. Es ist nur zu verständlich, dass die Patienten unter ihrer Symptomatik leiden. Dennoch ist häufiger festzustellen, dass allein der Erwartungsdruck "wieder nicht Schlafen zu können" zu einer Anspannung und zusätzlichen Belastung, ja häufig sogar Panik führen kann.

Die Anleitung zur Selbstbeobachtung in den Schlaftagebüchern / Schlafprotokollen führt dann häufig auch schon zu einer gewissen Relativierung der Problematik. Wichtig dabei ist die Feststellung, dass sich die Schlafprobleme in der Häufigkeit und Auswirkungen verändern (lassen) und nicht eine häufig befürchtete katastrophale weitere Entwicklung einsetzt. Nicht zuletzt helfen Schlaftagebücher sicher auch, weil man das Gefühl hat, aktiv an der Lösung seiner Probleme mitwirken zu können und mehr Kontrolle zu gewinnen. Dies reduziert Gedanken und Gefühle der Hilflosigkeit (die ggf. in einem späteren Therapieabschnitt noch zu bearbeiten wären).

Über die Rolle der Schlafhygiene sind sich die Experten nicht ganz einig. Sicherlich spielt es eine Rolle, in welcher Umgebung bzw. zu welchen Zeiten man schläft. Hier sind Tips für gesundes Schlafverhalten und Verhaltenstips für den Abend sicher ratsam. Eine grundlegende Änderung ist jedoch hier meistens nicht zu erzielen, zumal viele Patienten solche guten Ratschläge schon vielfach gehört haben.