Frage:
Was wird der Psychotherapeut zur Diagnostik einer Sozialen Phobie fragen?Antwort:
Leider werden gerade soziale Angststörungen erst sehr spät und nur bei sehr genauem Nachfragen erkannt. Dies liegt u.a. daran, dass die betroffenen Patienten häufig selbst gar nicht an eine psychische Problematik denken bzw. ein Sicherheitsverhalten (Vermeidung oder "Tricks" im Umgang mit angstauslösenden sozialen Situationen) entwickelt haben.Grundsätzlich ist das Hauptthema der Sozialen Phobie sich in der Öffentlichkeit peinlich zu benehmen oder im Mittelpunkt zu stehen und sich dann unangemessen zu benehmen oder auszusehen (z.B. Zittern, Erröten etc.). Ebenso kann es schwierig sein, einen Kontakt herzustellen (z.B. ein Telefonat, oder eine Person ansprechen). Wichtig ist dabei, dass es um die subjektive Bewertung für den Betroffenen geht.
Die Abgrenzung einer Sozialen Phobie von anderen psychischen Problemen bzw. Störungen mag zunächst "wissenschaftlich" übertrieben anmuten. Entscheidend für die Therapie ist jedoch, ob es sich um:
Wichtig ist auf jeden Fall, begleitende psychische Probleme mit zu berücksichtigen (z.B. eine Depression, Suchterkrankung, weitere Angststöröungen aber auch eine biologische Veranlagung wie z.B. eine ADHS-Konstitution bzw. andere kinderpsychiatrische Besonderheiten wie z.B. Bettnässen, Stottern etc).
Um dies genauer zu unterscheiden wir der Therapeut entweder im Gespräch oder aber durch Symptomlisten und Fragebögen eine genaue Beschreibung von typischen Angstsituationen erheben.
1. Genaue Schilderung der sozialen Angst
Was genau passiert?
Welche Gedanken und Befürchtungen treten auf?
Welche Gefühle werden registriert?
Welche körperlichen Reaktionen treten tatsächlich auf? (Im Gegensatz zu vielleicht befürchteten körperlichen Reaktionen wie Zittern, Erröten, Umfallen, in die Hose machen, Erbrechen)
Welches Verhalten folgte? (z.B. Verlassen der Situation)
Wie reagierten die anwesenden Personen?
2. Zeitlicher Verlauf und Entwicklung der sozialen Angst
Wann ist das Problem das erste Mal aufgetreten? Gab es einen "peinlichen" Anlass?
Wie genau sah beim ersten Auftreten der Angst die Situation aus? (Welcher Anlass, wieviele Personen, was passierte ganz genau?)
Wie entwickelte sich die Symptomatik seither?
Gibt es Situationen oder Anlässe, die keine Probleme bereiten? (wenn ja, warum? was ist da anders?)
Hat sich seither die Symptomatik verbessert oder verschlechtert?
Wie haben sie es "trotz" der sozialen Angst geschafft, im Leben zurecht zu kommen. Welche Bewältigungsstrategien haben sich bewährt? Welche sind vielleicht langfristig ungünstig?
3. Typische Soziale Situationen
Um genauer zu ermitteln, ob es sich um ein spezielleres oder allgemeineres Problem handelt, sollte der Therapeut dann genauer nachfragen. Wichtig ist dabei herauszubekommen, ob es sich um einen Mangel von Fertigkeiten (z.B. "ich weiss nicht wie ich ein Gespräch beginnen soll") oder aber eine durch Angst bedingte "Hemmung" handelt, d.h. eigentlich wüsste man schon, was und wie man etwas tun sollte, tut es aber aus Angst nicht. Natürlich muss man dabei eine individuell unterschiedliche Schüchternheit bzw. Temperamentseigenschaften berücksichtigen.