Blutzucker und Blutzuckermessung bei Diabetes

Gechrieben von: Dr Martin Winkler

Erstversion: 2011-08-24. Letzte Änderung: 2014-10-18.

Frage:

 Sie sollten meine Blutzuckerwerte sein ? Wann ist der Blutzucker zu hoch ? Wann ist der Blutzucker zu niedrig ? Wann liegt bei hohem Blutzucker Diabetes vor ?

Antwort:

Blutzucker und Blutzuckermessung : Wie hoch darf mein Blutzucker sein ?

Blutzucker = Traubenzucker = Glukose

Nicht nur bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) sondern bei zahlreichen anderen Erkrankungen ist die Bestimmung des Blutzuckers wesentlicher Teil der medizinischen Diagnostik.
Bei Diabetes ist nun speziell der Nüchternblutzucker (= präprandialer Blutzuckerwert) erhöht. Andererseits gibt es auch Krankheiten oder Medikamenteneinflüsse, die zu einem zu niedrigen Blutzucker = Hypogylkämie führen können.

Blutzucker ist der Energieliferant unseres Körpers. Den grössten Glukose-Verbrauch hat dabei unser Gehirn. Störungen im Glukose-Haushalt führen daher zu ganz erheblichen Auswirkungen bis hin zur Bewusstlosigkeit (Koma).

Die meisten Veränderungen des Blutzuckers, speziell zu hohe Blutzuckerwerte (Hyperglykämien) verlaufen aber eher schleichend und bleiben daher lange unentdeckt.

Wie hoch darf denn mein Blutzucker-Wert eigentlich sein ?

Es gibt zwar festgelegte Normwerte, es kommt aber auf weitere Einflussfaktoren wie Alter, Begleiterkrankungen bzw. bereits festgestellte Risiken einer Diabetes ab.

Üblich ist es, den sog Nüchternblutzucker zu bestimmen. Das bedeutet aber auch, dass man eigentlich vor der Messung 10-12 "nüchtern" sein müsste, d.h. nicht gegeessen haben darf. Verfälschungen des Blutzuckers sind so relativ häufig, was dann zu einer weiteren Diagnostik (z.B. Blutzucker-Tagesprofil bzw. Blutzucker-Belastungstest) führen wird.

Die Ärzte unterscheiden dabei einerseits eine Bestimmung im Vollblut bzw. Plasma. Dann sind noch unterschiedliche Einheiten für die Beschreibung der Blutzuckerwerte üblich.

Die "alten" Messeinheiten = Konventionelle Blutzuckereinheiten definieren

zu niedrige Blutzuckerwerte = Hypoglykämie unter 55 mg / dl Blutzucker im Vollblut bzw. 70 mg / dl im Plasma (bei Venenabnahme in der Arztpraxis)

zu hohe Blutzuckerwerte = Hyperglkämie liegt vor, wenn der Nüchternblutzuckerwert über 100 mg /dl im Plasmablut liegt.

Für die neue SI-Einheiten gilt ein Normwert von 3,1-5,0 mmol im Vollblut bzw 3,8-5,6 mmol im Plasma

Wichtig bei der Beurteilung der Nüchternblutzuckerwerte ist aber eben, dass man diese Werte mit seinem Arzt abspricht und ganz individuelle Ziele im Selbstmanagement mit Diabetes setzt.

Wer sollte seinen Blutzucker kontrollieren lassen ? Was sind Risikofaktoren für Diabetes mellitus ?



Das Risiko für eine Diabetes-Erkrankung steigt mit zunehmendem Lebensalter so ab 45 Jahren.
Die Kontrolle des Blutzuckers (Glukose) ist schon allein deshalb wichtig, weil gerade bei Vorliegen von Frühformen bzw einem sog. Prädiabetes besonders viele Möglichkeiten der Einflussnahme bestehen.

Da der Beginn der Zuckerkrankheit / Diabetes eben meist schleichend und für die Betroffenen lange Zeit nicht spürbar ist, sollte man lieber einmal zu früh als zu spät in einer Apotheke oder aber beim Hausarzt den Blutzucker kontrollieren lassen. Zur Erstdiagnostik eignet sich die Blutzucker-Selbstmessung eher nicht, kann dann aber bei Vorliegen einer Diabetes-Erkrankung wertvollle Dienste leisten.

 

Hinweise für mögliche Risikofaktoren für eine Zuckerkrankheit sind:

- früher erhöhte Blutzuckerwerte / pathologische Glukosetoleranz

- familiäre Belastung = weitere Familienangehörige mit Altersdiabetes

- bekannter Bluthochdruck

- erhöhte Cholesterinwerte / Triglyceridwerte

- bei Frauen : Schwangerschaftsdiabetes bzw. Geburtsgewicht über 4000 g eines Kindes

Wann sollte also der Blutzucker bestimmt werden ?

Es dürfte zu jedem Routine-Check in der Hausarztpraxis gehören, dass mindestens einmal ab 45 Jahren der Nüchternblutspiegel im Vollblut bestimmt wird. Zusätzlich wird dann der Urinzucker bestimmt. .

Anlass für eine Blutzucker-Bestimmung sind darüber hinaus

  1. Jede Form von Bewusstseinsstörung / Bewusstlosigkeit im Notdienst / Notfall
  2. typische Symptome einer Diabetes-Erkrankung wie starker Durst = Polydipsie, häufiges Wasserlassen = Polyurie, Juckreiz, Veränderungen des Visus = Sehfähigkeit schwankend, Entzündungen, Gewichtsverlust ohne klare Ursache, ständige Abgeschlagenheit und Erschöpfung
  3. in der Schwangerschaft
  4. in der Kontrolle einer bereits festgestellten Diabetes - Erkrankung als Blutzucker-Selbstkontrolle

Hyperglykämie Ursachen : Welche Erkrankungen bzw. Zustände können sonst auf einen erhöhten Blutzuckerspiegel = Hyperglykämie hinweisen ?

Häufigste Ursache für einen anscheindend erhöhten Blutzuckerspiegel ist es, dass die Patientin oder Patient nicht nüchtern war, d.h. innerhalb der letzten Stunden zuckerhaltige Flüssigkeit oder Frühstück zu sich genommen hat.

Weitere Ursachen einer Hyperglykämie sind

Hypoglykämie Ursachen : Wann ist der Blutzuckerspiegel zu niedrig ?

Eigentlich wird der Blutzuckerspiegel so reguliert, dass es zu keiner Unterzuckerung kommen kann. Häufigste Ursache einer Unterzuckerung sind fast immer bei einer bereits festgestellten Diabetes mellitus Erkrankung der Einfluss von Blutzuckermedikamenten bzw. eine Überdosierung von Insulin.

Im Prinzip können nun weitere Erkrankungen mit deutlichen hormonellen Störungen zu einer Hypoglykämie führen. Dies sind Leberschäden beispielsweise im Rahmen der Alkholkrankheit, Störungen der Nebennierenrinde oder im Hypophphysen-Vorderlappenbereich.
Eine exotische = sehr seltene Ursache wäre ein insulinbildender Tumor = Insulinom

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