Frage:
Welche Therapieziele gibt es bei der Verhaltenstherapie bei Übergewicht?Antwort:
Zu Beginn eines verhaltensmedizinischen Behandlungsansatzes der Adipositas müssen häufig unterschiedlichen Zielvorstellungen bzw. realistischen Möglichkeiten der Therapie erörtert werden. Viele Patienten (und einige ihrer Hausärzte) drängen zunächst auf eine gewaltige Gewichtsreduktion. Einerseits sollen damit natürlich gesundheitliche Risiken vermindert werden, andererseits wollen aber die Patienten eine Verbesserung ihres Aussehens erreichen.Die viel sinnvollere und realistischere Gewichtsreduktion um 5 bis 10 % bzw. die dauerhaft ausgerichtete Zielsetzung einer Gewichtsstabilisierung wird dagegen von den Patienten zunächst als völlig unakzeptabel angesehen.
Realistische Behandlungsangebote der Verhaltenstherapie im Sinne eines vielfältigen (multimodalen) Behandlungsansatzes beziehen sich auf :
Vermittlung von Informationen zu Ursachen und Zusammenhängen des Übergewichts und möglicher gesundheitlicher Folgen. Dies wird häufig gemeinsam von Ärzten und Psychologen angeboten, die auf Fragen der Patienten eingehen können.
Schnell wird den Patienten klar, dass es nicht allein mit einer Diät getan ist, sondern eine Änderung von Lebensgewohnheiten zur dauerhaften Veränderung des Ernährungsverhaltens UND Motivation zu mehr körperlicher Aktiviät sinnvoll wäre.
In der Ernährungsberatung werden Grundlagen einer ausgewogenen Ernährung und günstiges Essverhalten theoretisch - aber vorallem in praktischen Übungen - erlernt. Häufig sind die Patienten überrascht, wie sie ein günstigeres Ernährungsverhalten auch ohne rigide Diäten erzielen könnten. Dies muss in den praktischen Alltag des Patienten angepasst werden, da nur so eine längerfristige Einhaltung der Ernährungsempfehlungen zu erwarten ist.
Für viele Patienten steht ein an die eigenen Möglichkeiten angepasstes Ausdauertraining als weitere Möglichkeit der Behandlung an. Hier geht es nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern um die Erweiterung der eigenen Bewegungsmöglichkeiten.
Vielen Patienten mit Übergewicht fällt es schwer, angemessen Wünsche zu äußeren, Grenzen einzufordern oder mit Konflikten adäquat umzugehen. Als eine Folge resultiert dann nicht selten heimliches Frustessen. Durch das Lernen von geeigneten Fertigkeiten im Bereich des miteinander Umgehens und Abgrenzens, kann häufig eine deutliche Entlastung erzielt werden. Dies wirkt sich dann auch langfristig positiv auf die Lebensqualität und nicht zuletzt auch die Gesundheit aus.
Angeleitet durch einen Therapeuten ergibt sich häufig für die Lösung von scheinbar alltäglichen Problemen eine völlig neue Herangehensweise. Hierbei geht es nicht allein um schwerwiegende emotionale Probleme, sondern eher um eine systematischen Ansatz sich Problemen zu stellen bzw. eine Veränderung in Gang zu setzen. Dabei gilt das Prinzip der kleinen Schritte, d.h. es sollten zunächst realistiche Zwischenziele für Veränderungen in Angriff genommen werden.