Frage:
Was ist ein Wahn bzw. eine Wahnstörung ?Ist Wahnsinn das gleiche wie ein Wahn ?
Wann spricht ein Psychiater oder Psychologe von einem Wahn ?
Antwort:
Der Psychiater spricht hier von einer schweren inhaltlichen Denkstörung, die durch folgende Wahnmerkmale beschrieben werden kann :
Ein Patient mit einem Wahn ist von seiner Wahrnehmung bzw. Gedanken überzeugt. Sie gehören quasi "zu ihm" und er stellt sie gerade nicht in Frage. Darin liegt ein wesentlicher Unterschied beispielweise zu Zwangsgedanken oder sog. überwertigen Ideen, bei denen dem Patienten bewusst ist, dass sie nicht der Wirklichkeit entsprechen bzw. "normal" sind. Hier spricht man dann von ich-dystonen Überzeugungen.
Merkwürdige Ideen und Einstellungen haben viele Menschen. Es ist daher auch jeweils an gesellschaftliche Normen und gemeinsame Überzeugungen gebunden, was man noch als "normal" bzw. schon eine wahnhafte Überzeugung ansieht. Beispielsweise sind im Stadium der Verliebtheit viele Kriterien des Wahns erfüllt. Es besteht aber eben kein Leidensdruck. Auch religiöse Überzeugungen können nur schwer von einem Wahn abgregrenzt werden. Ein sog. religiöser Wahn ist aber dann in aller Regel mit weiteren inhaltlichen und formalen Denkstörungen verknüpft.
Man unterscheidet einen stimmungskongruenten = synsthymen Wahn von einem katathymen = stimmungsinkongruenten Wahn.
Stimmungskongruente Wahnsymptome findet man beispielsweise beim Schuldwarm, hypochrondrischen Wahn oder Verarmungswahn im Rahmen einer psychotischen Depression
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Ein Wahn bzw. eine Wahnstörung kann zunächst einmal als isolierte psychische Störung auftreten. Die isolierte Wahnstörung (F22) wird aber vermutlich nicht häufig diagnostiziert bzw. möglicherweise schlicht und ergreifend zu selten erkannt.
Da meistens nur wenige weitere psychische Symptome auftreten, resultieren nur dann Probleme bzw. Konflikte, wenn die wahnhafte Überzeugung beispielsweise in Konflikten mit dem Partner bzw. am Arbeitsplatz zu Problemen führt. Hier ist dann die Abgrenzung zu Persönlichkeitsstörungen (beispielsweise eine paranoide bzw. querulatorische Persönlichkeitsstörung) schwierig. Auch wahnhafte Denkmuster im Alter sind nicht selten.
Ob man beispielsweise einen Eifersuchtswahn wirklich immer gut von "normaler" Eifersucht bzw. Partnerschaftskonflikten abgrenzen kann, ist eine berechtigte Frage. Hier spielt dann eine Rolle, ob die betroffene Person sich überhaupt einer Therapie stellen möchte bzw. selber erkennt, dass ein Problem vorliegt. Dies ist eigentlich bei einer isolierten Wahnstörung eben gerade nicht der Fall. Bei "normaler" Eifersucht aber sehr wohl, da die betroffene Person ja selber merkt, dass ihr eifersüchtiges Kontrollverhalten die Beziehung in Gefahr bringt.
Zusammenfassung Wahn : Eine aus krankhafter Ürsache entstehende irrige, gegenwärtig nicht korrigierbare Überzeugung bzw. unmittelbare Gewissheit. Obwohl im Widerspruch zur Realität stehend wird sie dennoch im Sinne einer Wahngewissheit als evident erlebt. Die Betroffenen versuchen daher auch gar nicht eine Begründung dieser Fehlbeurteilung.