Endogene oder reaktive Depression?

Gechrieben von: Dr. Martin Winkler

Erstversion: 03 Apr 2005. Letzte Änderung: 03 Apr 2005.

Frage:

 Was ist eine endogene Depression?

Wann spricht man von einer reaktiven / neurotischen Depression?

Antwort:

In der früheren Einteilung von Depressionen hat man von einer endogenen Depression gesprochen, wenn eine eher biologisch vorgegebene depressive Symptomatik ohne erkennbare äußere Belastungsfaktoren oder andere Ursachen gemeint war. Hierfür sprach z.B. eine familiäre Vorbelastung mit weiteren Familienangehörigen mit depressiven Erkrankungen bzw. auch sog. wiederkehrende depressive Episoden.

Dagegen abgegrenzt wurden die exogene oder auch reaktive (neurotische) Depression. Auch diese Bezeichnung ist heute nicht mehr in den Definitionen und Einteilungen von depressiven Erkrankungen zu finden. Bei einer reaktiven Depression wird ein äußere Anlass ("Trauma") bzw. eine durch das innerpsychische Erleben des Patienten "erklärbarere" neurotischer Konflikt als Auslöser für die Depression angenommen.

Das heutige Verständnis psychischer Erkrankungen geht davon aus, dass praktisch immer eine Kombination von eher biologisch vorgebenener Veranlagung (sog. Vulnerabilität oder Diathese) und Stressfaktoren eine Rolle spielen. (sog. Diathese-Stress-Modell).

Natürlich spielt es dabei bei der Beurteilung der Krankheitsentwicklung und Symptomatik sowie Therapieplanung eine Rolle, ob es eine familiäre Vorbelastung für Depressionen (bzw. Bipolare Störungen) gibt. Und selbstverständlich wird man auch Konflikte bzw. äußere Belastungsfaktoren und Probleme im Leben des Patienten mit in den Therapieprozess integrieren.