Depressionen und Sport

Gechrieben von: Dr Martin Winkler

Erstversion: 2016-01-30. Letzte Änderung: 2016-01-30.

Depressionen und Sport

Im Rahmen einer stationären Therapie in einer Psychosomatik oder Psychiatrischen Klinik bei Depressionen spielt Sport bzw. Anregung zur Bewegung eine sehr grosse Rolle.

Dabei sind die Patienten häufig zunächst irritiert, warum denn nun die Therapeuten so einen Wert auf Frühsport, Nordic Walking oder gemeinsame sportliche Aktivitäten legen. Geht es doch eigentlich nicht darum, nun Fittness oder Abnehmen durch Sport zu erreichen, sondern eine psychiatrische Störung zu behandeln.

 

Sport zu wirksam wie Antidepressiva oder Psychotherapie

In mehreren Studien konnte nachgewiesen werden, dass mindestens 30 min Sport bzw. Bewegung im Alltag (oder aber ein 7 Minuten Intensiv-Workout) die gleiche Wirksamkeit wie Antidepressiva oder aber eine Psychotherapie (z.B. Kognitive Verhaltenstherapie) haben. Sport ist also nicht allein "gesund" für den Körper, Sport und Bewegung scheinen die innere Beweglichkeit und Flexibilität im Gehirn zu fördern, Erfolgserlebnisse vermitteln und nicht zuletzt auch durch die soziale Komponente von Gemeinschaftsaktivität positive Effekte zu haben.

Das Problem bei einer echten depressiven Störung ist ja, dass häufig besonders morgens ein Morgentief besteht und die Selbstaktivierung ganz schwierig ist. Es fällt also schwer, überhaupt eine Art Struktur und Routine zu entwickeln.

Wenn man aber sich dann noch weiter im Bett bzw. im eigenen Zimmer verkriecht, wird letztlich die depressive Symptomatik noch schlimmer.

Depressionen und positive Aktivitäten bei Sport

Eine der wesentlichen Faktoren in der Verhaltenstherapie bei Depression ist der Aufbau bzw. die Wiederaufnahme sog. positiver Aktivitäten. Damit ist gemeint, dass man Dinge, die früher mit angenehmen Gefühlen und Kontakten verbunden war, im Rahmen der Depression vermutlich vernachlässigt und aufgegeben hat. Die Wiederaufnahme von Sport bzw. Bewegung in den Alltag ermöglicht dabei einerseits eine Aktivierung, aber eben auch eine Regelmässigkeit, die dann wiederum einen positiven Einfluss auf die Stimmung hat.

Natürlich wird es nicht so sein, dass diese sportlichen Aktivitäten dem depressiven Patienten sofort wieder Spass macht oder sofortige Erfolgserlebnisse im Sinne von Höchstleistungen beim Sport das Ziel sind.

Vielmehr erleben viele unserer Patienten, dass beim Sport dann vorrübergehend und quasi als Ausnahme von der Regel die Stimmung positiver wird bzw. für eine kurze Zeit negative Gedanken und körperliche Symptome der Depressionen nachlassen.