Frage:
Was kann man tun, wenn die eigene Mutter abhängig von Beruhigungsmitteln ist?Antwort:
Zunächst einmal die Frage, WEM wollen oder können SIE helfen. Der Freund mag ja besorgt um seine Mutter sein und deshalb leiden. Ihm wäre mit Informationen für Angehörige von psychisch kranken Menschen, ggf. eine Selbsthilfegruppe geholfen. Sicher würde er auch bei einer Suchtberatungsstelle Ansprechpartner finden. Auch im Internet gäbe es Beratungsmöglichkeiten (z.B. das Beratungsnetz).Aber : Vermutllich hat seine Mutter als eigentlich Betroffene derzeit kein wirkliches Interesse an einer Behandlung. Ohne nähere Informationen ist auch eine Beurteilung recht schwierig. Als Tablettenabhängigkeit bezeichnet man ja meistens die regelmässige Einnahme von "Beruhigungsmitteln", die z.B. ursprünglich zur Behandlung von Schlafstörugen oder Ängsten eingesetzt wurden. Kommt es zur Gewöhnung und Dosissteigerung ist von einer Abhängigkeitsentwicklung auszugehen.
Häufig ist die Tablettenabhängigkeit auf einen recht sorglosen Einsatz dieser Medikamente durch die behandelnden Ärzte ausgelöst worden. Irgendwann entwickelt sich dann aber eine eigene Dynamik. Die Patienten "zwingen" geradezu die Ärzte ihnen diese Medikamente weiter zu verordnen, bzw. würden sonst mit mehr oder weniger fadenscheinigen Begründungen ständig den Arzt wechseln. Dies ist letztlich ja aber auch nur Ausdruck ihrer inneren Notlage.
Selten ist die eigentliche Grundstörung angemessen erkannt oder behandelt worden. Also die Frage, warum ursprünglich die Einnahme der Beruhigungsmittel erforderlich gewesen sein könnte. Recht häufig stehen hier nicht angemessen erkannte Angststörungen (z.B. eine Generalisierte Angststörung oder auch traumatische Erlebnisse) als Auslöser im Raum, seltener Depressionen, Schmerzstörungen oder andere Ursachen innerer Unruhe und Schlafstörungen.
Je nach Alter und Ausmass der Abhängigkeit tolerieren nun einige Ärzte durchaus einen niedrigen und gleichbleibenden Konsum der Benzodiazepine (z.B. Tavor, Diazepam, Lexotanil). Dies hat damit zu tun, dass im höheren Alter eine Entgiftungs- und Entzugsbehandlung nicht besonders viel Aussicht auf Erfolg zeigt und nur sehr selten wirklich eine aktive Änderungsbereitschaft vorliegt.
Besteht eine Behandlungsmotivation könnte vom Hausarzt eine qualifizierte Anlaufstelle für eine Entgiftungs- und Entwöhnungsbehandlung erfolgen. Dies bedeutet dann, dass man die Tabletteneinnahme schrittweise reduziert und ggf parallel eine andere medikamentöse (z.b. Antidepressiva mit angstlösender Wirkung) bzw. psychotherapeutische Hilfe (für Ängste, Depressionen oder Schlafstörungen) anbietet.
Hilfe ist also möglich, setzt aber die Einsicht des Patienten selber als Grundbedingung voraus.