Ritalin (Methylphenidat) und Kiffen (Cannabis)

Gechrieben von: Dr Martin Winkler

Erstversion: 02 Aug 2009. Letzte Änderung: 14 Dez 2009.

Frage:

 ich habe ADS und bekomme Ritalin verschrieben. Ich würde gerne wissen welche Wechselwirkungen es gibt wenn man kifft und ADHS hat

Antwort:

Zunächst einmal deutet allein die Frage darauf hin, dass so richtig das Thema ADHS noch nicht verstanden wurde bzw. die Einsicht hinsichtlich der Auswirkungen und Folgen von ADHS bzw. Drogen nicht klar sind. Das kann eine Folge der häufig anzutreffenden "Entwicklungsverzögerung" sein, vielleicht auch nur jugendliche Neugier. Welche Folgen hat Kiffen, wenn man Metyhlphenidat nimmt ?

1. Jeder vernünftige Arzt wird die weitere Behandlung abbrechen. Vielleicht noch als Alternative zu Strattera (Atomoxetin) greifen.

Das liegt allein schon daran, dass es laut Betäubungsmittelgesetzt verboten ist, Methylphenidat an Leute zu verordnen, die Drogen nehmen oder mit Leuten im Kontakt sind, die dies tun. Ausserdem wird eine besondere Vernunft bzw. Einsicht in die Behandlung vorausgesetzt.

2. Die Wirkung von Metyhlphenidat wird weitgehend aufgehoben.

Cannabis dämpft, Metyhphenidat aktiviert das Gehirn bzw. die betroffenen Regionen im Gehirn. Salopp ausgedrückt sind nun bei ADHS in den Bereichen des Gehirns, die mit Aufmerksamkeit und Verständnis bzw. Planung zu tun haben, "Löcher". Methylphenidat kann diese Löcher ein wenig ausgleichen. Cannabis verstärkt sie aber nur.

3. Cannabis macht doof.

In der Zeit, wenn man kifft kann man nicht lernen. Man kann sich zwar vor Bücher setzen, es bleibt aber kein Lernstoff haften. Das gilt auch für die Schule. Wenn man schon kifft, sollte man sich konsequent auch gleich von der Schule abmelden. Ist vertane Zeit und Liebesmühe für die Lehrer. Die häufig schon vorhandene Entwicklungsverzögerung bei ADHSlern wird also durch die Zeit des Kiffens noch verstärkt. Die Jahre unter Cannabis sind verlorene Entwicklungszeit

4. Cannabis macht Psychosen

Ja, ich weiss. Nicht jeder entwickelt eine paranoide Schizophrenie oder eine Psychose. Aber ADHS-Gehirne sind besonders anfällig dafür. Wenn man dann noch Drogen drauf kippt, ist das Risiko erheblich. Ich habe etliche Patienten gesehen, die entweder Verfolgungsideen bzw. -bilder im Kopf behalten haben, oder total adynam (antriebslos) verharrten.

5. Cannabis kostet den Führerschein.

Nicht nur bei einer direkten Fahrzeugkontrolle. Auch wenn man in jungen Jahren wegen Kiffen polizeiauffällig wird, kann man später zum Idiotentest vor der Erteilung einer Fahrerlaubnis bestellt werden. Das kann nicht nur teuer und peinlich, sondern auch schwierig werden. Ich kenne mehrere ADHSler, die den Idiotentest nicht bestanden haben. Und ich muss sagen : Wenn sie Kiffen, ist das auch richtig so.

6. Es ist illegal

Muss man dazu noch etwas schreiben ?