Neuroleptika bei Kindern und Jugendlichen

Gechrieben von: Dr Martin Winkler

Erstversion: 2015-01-08. Letzte Änderung: 2015-01-08.

Neuroleptika bei Kindern und Jugendlichen

In den vergangenen Jahren beobachten Experten sehr kritisch eine Zunahme der Verordnung von Psychopharmaka bei auffälligen Kindern. Speziell Neuroleptika wie beispielsweise Risperdal mit dem Wirkstoff Risperidon werden dann an Kinder verabreicht, die durch aggressives Verhalten auffallen. Eine offizielle Indikation = Zulassung für die Abgabe von Neuroleptika an Kinder gibt es aber allenfalls bei der (im Kindesalter sehr seltenen) paranoiden Psychose.

Kindern mit ADHS sollte man nach meiner Auffassung nicht allein Neuroleptika zur Sedierung bzw. Beruhigung geben. Hier gilt eindeutig, dass die Gabe von Psychostimulanzien wie Methylphenidat das Medikament der Wahl wäre, als Alternativen stehen hier Amphetamine bzw. das ADHS-wirksame Antidepressivum Atomoxetin (Strattera) zur Verfügung.

In seltenen Ausnahmen mag es gerechtfertigt sein, bei zusätzlichen schweren Störungen mit oppositionellem Trotzverhalten bzw. einer nachgewiesenen Störung des Sozialverhaltens kurzzeitig (d.h. zeitlich klar begrenzt) auch neuroleptische Medikamente einzusetzen. Hier müssen aber immer verhaltenstherapeutische Behandlungen im Vordergrund stehen. Aber immer wieder fallen Ärzte auf, die schon sehr junge Kinder als erste Medikation mit einem Neuroleptikum behandeln wollen.

Neuroleptika weisen leider ganz erhebliche Nebenwirkungen auf. Hierzu gehört neben der Sedierung mit entsprechend schlechterem Antrieb und Konzentrationsminderung leider meist eine ganz erhebliche Gewichtszunahme mit den sich hieraus sekundär abzeichnenden Folgeproblemen wie Diabetes mellitus oder spätere Gelenkschäden in der Folge der Gewichtszunahme. Als Dauermedikation sind Neuroleptika gerade im Kindes- und Jugendalter daher ganz sicher nur in streng begründeten Ausnahmefällen einzusetzen.