Frage:
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Burnout und Erschöpfung / Depressionen und ADHS (Aufmerksamkeits-/ Hyperaktivitätsstörungen, HKS) ?Antwort:
Schätzungen aus den USA gehen davon aus, dass bis zur Hälfte aller Unternehmer in den USA entweder deutliche Merkmale eines ADHS-Syndroms oder aber ein Vollbild des Hyperkinetischen Syndroms aufweisen.Ein Burn-out Syndrom mit Depressionen oder Erschöpfung bei Burnout können dann die Karriere gefährden.
Bisher ist jedoch in Deutschland noch recht wenig zu der Problematik ADHS und Beruf bekannt.
Positiv ausgedrückt sind ja Spontanität und Einsatzbereitschaft, Mut zum Risiko oder neuen Projekte, Kreativität und das Gespür für Nischen bzw. Marktchancen ganz häufig bei ADHS-Klienten zu finden. Gelingt es also frühzeitig, möglichst günstige Rahmenbedingungen (z.B. gute Sekretärin, Delegieren von "unangenehmen" Aufgaben, Hilfestellung durch die Frau oder Familie) zu schaffen, kann eine Erfolgsstory aus der ADHS-Konstitution werden. Hierzu liessen sich zahlreiche positive Beispiele zeigen, wo eben auch erst über gewisse Umwege bzw. eine 2. Chance ADHS als Kreativitätspotential im richtigen Umfeld gut genutzt werden konnte.
Andererseits führen syndromtypische Besonderheiten dazu, dass Stimmungsschwankungen bzw. häufig als "Depressionen" fehlgedeutete affektive Schwankungen / Einbrüche mit nachlassendem Erfolg bzw. "Neuigkeitswert" / Herausforderungscharakter einer Aufgabe zulassen. Vereinfacht ausgedrückt : Fehlt der "spannende" Charakter oder Nervenkitzel der Aufbauphase eines Projektes oder ist man nicht mehr als "troubleshooter" gefragt, wird auch eine berufliche Tätigkeit schnell "langweilig". Schwerwiegender noch : Jetzt sind meist Eigenschaften gefragt, die mit Organisation bzw. langfristiger Planung und schrittweiser Weiterentwicklung einer Firma verbunden wären. Alles Dinge, die einen ADHSler nicht wirklich begeistern....
Zudem kann das Hineinsteigern in berufliche Herausforderungen zur Selbstüberforderung bzw. Erschöpfung führen. Typisch für ADHSler ist es dabei, dass sie eigene (und fremde Grenzen) schlechter wahrnehmen bzw. einhalten können. Pausen oder ein Wochenende (nicht zu sprechen von einem Urlaub) werden dann sogar als unangehm empfunden, weil mit nachlassender Spannung auch eigene Erschöpfungssymptome oder Unruhe und Anspannung mit entsprechenden körperlichen Symptomen deutlich wird.
Übliche psychiatrische Behandlungsangebote (u.a. mit eher sedierenden Antidepressiva) führen dann auch nicht zu einer Besserung, so dass eine gewisse Resignation bzw. Frustration über entsprechende Therapeutenvorschläge die Konsequenz sein kann.
Während sich in den USA zwischenzeitlich einige Privatpraxen auf dieses Klientel spezialisiert haben bzw. extra ADHS-Coaches sich auf diese Wechselwirkungen zwischen Selbstständigkeit und ADHS spezialisiert haben, finden Betroffene in Deutschland bisher selten Hilfe.
Aus der klinischen Erfahrung des ADHS-Schwerpunktes der Klinik Lüneburger Heide kann ich aber zwischenzeitlich bei zahlreichen Klienten entsprechende Zusammenhänge aufzeigen und eine positive Veränderung unter einer Kombination von Psychotherapie, Medikation und Coaching bzw. Beratung zur Organisation am Arbeitsplatz erzielen.