Frage:
Besteht ein Zusammenhang zwischen ADHS und Binge Eating Störung bzw. Adipositas?Antwort:
Zunächst erscheint es paradox, einen Zusammenhang zwischen dem hyperkinetischem Syndrom und Übergewicht bzw. Adipositas herzustellen. Doch zunehmend ergeben sich Hinweise darauf, dass die häufigste kinderpsychiatrische Störung häufiger mit einem ungeregelten und ungebremsten Essverhalten einhergeht. Zudem prägt beim sog. unaufmerksamen Subtyp von ADHS gerade die Antriebslosigkeit das Symptombild. Häufig wird dann Essen zur Selbstbelohnung und Stimulation oder bei Langeweile eingesetzt.
Eine aktuelle Studie bei Erwachsenen in einer Adipositasklinik zeigte jetzt, dass Erwachsene mit einer ADS-Problematik es deutlich schwerer haben eine Gewichtsreduktion zu erzielen und von einer Standardbehandlungsempfehlung zu profitieren.
Bei etwas angepassten diagnostischen Kriterien von ADHS (mit einem auf 12 statt 7 Jahren angehobenen Alter bei Beginn der Symptomatik) wieen 27,4 Prozent der Patienten mit Adipositas auch ein ADHS-Syndrom auf.
Morbide Adipositas mit einem BMI über 40 kg/m2 war sogar bei 42.6 Prozent der Probanden vorhanden. Diese Patientengruppe weist eine besonders hohe Anzahl von Arztkontakten bzw. stationären Behandlungen auf mit entsprechend schlechter Prognose.
Bisher gibt es nur wenig systematische Untersuchungen zu diesem Thema und nur wenige Ärzte bzw Psychotherapeuten werden einen Zusammenhang zwischen einem ungebremsten Essverhalten und ADHS herstellen.
Erste eigene Erfahrungen in einer Klinik für Essstörungen bestätigen jedoch die hohe Relevanz. So lässt sich bei Diagnostik und anschliessender Therapie häufig eine beständige Gewichtsabnahme auch nach Abschluss der stationären Rehabilitation erzielen.
Die Gründe warum Übergewicht und ADHS / HKS gemeinsam auftreten sind bisher noch unbekannt. Man kann spekulieren, dass es durch Veränderungen im Dopaminhaushalt zu einer Selbstmedikation mit Essen als Belohnung kommt.