Frage:
Haben Kinder mit ADHS immer Schulprobleme? Warum bleiben Kinder mit ADHS häufig hinter ihren intellektuellen Möglichkeiten? Gehören Kinder mit ADHS auf eine Sonderschule?Antwort:
Leider ist es in zahlreichen Studien nachgewiesen, dass viele Kinder mit ADHS trotz vorhandener intellektueller Leistungsfähigkeit weit hinter ihren eigentlichen Fähigkeiten bleiben. Sie sind somit besonders bei Grundfertigkeiten des Wahrnehmens, Lesen und Schreiben häufig weit hinter nicht betroffenen Gleichaltrigen zurück (Barkley, 1990). Man schätzt, den Entwicklungsrückstand bei ca 80% der 11 jährigen Schüler mit ADHS auf etwa 2 Jahre, wobei sich dies ebenfalls besonders auf die Grundlagen von Lesen, Schriftsprache, Buchstabieren oder Rechnen bezieht.Sicher ist es dabei nur schwer zu beurteilen, ob es sich dabei um eine Folge der Aufmerksamkeitsstörungen bzw. ADHS-Beeinträchtigungen handelt oder aber eine generelle Entwicklungsverzögerung besteht. Ausserdem muss man davon ausgehen, dass gerade bei ADHS-Kindern zusätzliche nicht erkannte Teilleistungsschwächen (z.B. Legasthenie oder Wahrnehmungsstörungen im zentralen Hören oder Sehen) eine Rolle spielen.
Noch immer fällt es vielen Lehrern schwer, sich auf einige grundlegende Hilfsmöglichkeiten für ADHS-Kinder einzustellen, eine gezelte Betreuungslehrkraft mit speziellen Kenntnissen von ADHS fehlt zumeist noch. Leider gibt es immer noch Schulen, die ADHS-Kinder ausgrenzen wollen und die Kinder aufgrund Verhaltensauffälligkeiten aus der Klasse, ja bisweilen sogar der Schule verweisen wollen.
In amerikanischen Untersuchungen wurde gezeigt, dass gerade Jugendliche dann in eine Abwärtsspirale aus nachlassendem Engagement und Motivation und Ausgrenzung von Lehrkräften geraten und häufiger Klassenwiederholungen und vorzeitiger Schulabgang ohne Schulabschluss resultieren.
Immer noch raten einige Lehrer den Übergang in eine "Sonderschule". Dabei sollten Eltern jedoch wissen, dass es spezielle Klassen für Wahrnehmungs- oder Aufmerksamkeitsstörungen nicht gibt. ADHS ist keine intellektuelle Leistungsminderung oder Behinderung, sondern eine Störung der Aufmerksamkeitsfunktionen und Handlungsfunktionen, die bei guter Förderung durchaus zu hohen Schulabschlüssen bis hin zum Universitätsabschluss führt.